FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger sind vor dem G20-Gipfel an diesem Wochenende kein Risiko eingegangen. Der Dax (DAX) sank am Freitag bis zum Nachmittag um 0,36 Prozent auf 11 257,27 Punkte. Zeitweise fiel er gar mit 11 208 Punkten auf den tiefsten Stand der Woche zurück.
"G2 überstrahlt G20" - so kommentieren die Experten der Landesbank Baden-Württemberg LBBW das mit Spannung erwartete Treffen zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping. "Falls diese beiden den seit vielen Monaten schwelenden Handelsstreit für beendet erklären sollten, wäre an den Aktienmärkten wohl Jubelstimmung angesagt", erklärten die LBBW-Experten. "Das bislang verkorkste Aktienjahr würde dann aller Wahrscheinlichkeit doch noch versöhnlich ausklingen."
Auch im MDax (MDAX) zeigte sich die abwartende Haltung der Anleger: Der Index mittelgroßer Unternehmen verlor 0,92 Prozent auf 23 416,25 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) büßte lediglich 0,1 Prozent ein.
Dreimal war der Dax im Wochenverlauf an der Schwelle von 11 400 Punkten gescheitert. Von technisch orientierten Anlegern wird die Marke aufmerksam beäugt, könnte der Dax doch darüber seinen Abwärtstrend seit Ende September verlassen. "Damit tut er sich auffällig schwer", wie Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel feststellt. Neben dem Handelskonflikt zwischen den USA und China sorgten der Haushaltsstreit in Italien, der Brexit und nun auch das wieder aufgeflammte Thema Ukraine für Verunsicherung.
Mit Blick auf Einzelwerte zeigten einmal mehr Analystenkommentare ihre Wirkung - wie beispielsweise eine Studie der Investmentbank HSBC zur Autobranche. Darin nahm Analyst Horst Schneider eine vorsichtige Haltung zu Daimler (4:DAIGn) ein, was an der Börse mit einem Abschlag von 3,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit Sommer 2013 quittiert wurde. Bei den Stuttgartern trübten der Gegenwind aus China, Währungseffekte und hohe Kosten die Aussichten. Auch für die Branche insgesamt hält der Experte eine Aufwertung im Jahr 2019 für kaum vorstellbar. Der europäische Branchenindex (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) war entsprechend Schlusslicht der Sektorenübersicht.
Unter Druck blieben auch Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn), die mit 7,993 Euro ein neues Rekordtief erreichten. Beim Geldhaus gehen die Durchsuchungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche weiter. Die tags zuvor begonnene Razzia sei am Freitag fortgesetzt worden, um weiteres Material zu sichten, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Derweil erholten sich Bayer (4:BAYGN) um 2,9 Prozent an der Dax-Spitze. Das angekündigte Maßnahmenbündel der Leverkusener stieß bei Analysten auf Zustimmung. Unter anderem soll mehr als jede zehnte Stelle weltweit gestrichen werden, wie bereits am Donnerstag bekannt geworden war. Konzernaussagen auf dem Kapitalmarkttag von MTU (4:MTXGn) zur Gewinnentwicklung ließen die Aktien des Triebwerkherstellers um 4 Prozent an die MDax-Spitze klettern.
Tele Columbus (4:TC1n) profitierten derweil im SDax mit dem höchsten Stand seit August von einer weniger skeptischen Einstufung der Commerzbank-Experten. Tags zuvor hatten die Aktien des Kabelnetzbetreibers nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen deutlich zugelegt.
Um rund ein Fünftel abwärts auf das Niveau von Sommer 2015 ging es für Papiere von SMA Solar (112:S92G). Der Solarzulieferer musste zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr kappen.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 0,18 Prozent am Vortag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,07 Prozent auf 141,47 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) kletterte um 0,12 Prozent auf 161,49 Punkte. Der Euro zollte zwei starken Tagen Tribut und sank auf 1,1361 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1387 Dollar festgesetzt.