FRANKFURT (dpa-AFX) - Die anhaltende Zitterpartie um Griechenland hat den Dax (DAX) am Dienstagnachmittag nur noch etwas belastet. Nachdem das Börsenbarometer am Morgen noch unter die Marke von 10 800 Punkte gesackt war, machte sich zuletzt ein wenig Entspannung breit: Zuletzt lag der deutsche Leitindex nur noch mit 0,30 Prozent im Minus bei 10 951,68 Punkten. Seit dem Rekordhoch vom 10. April hat der Dax aber inzwischen mehr als 11 Prozent eingebüßt.
Im Tagesverlauf haben die am Vormittag noch deutlich gestiegenen Anleiherenditen in Südeuropa wieder etwas nachgegeben, was auf eine geringere Angst vor einer "Ansteckung" nach einer möglichen Insolvenz Griechenlands hindeutete. Als Stütze hinzu kamen überwiegend gute Konjunkturdaten aus den USA: Analyst Ulrich Wortberg von der Helaba hob positiv hervor, dass die Baugenehmigungen im Mai deutlich zugelegt hatten. Die Wohnungsbaubeginne aber waren stark unter Druck geraten.
Im MDax (MDAX) als Index der mittelgroßen Werte blieb am Dienstag noch ein Abschlag von 0,29 Prozent auf 19 571,24 Punkte. Der TecDax (TecDAX) schaffte dagegen knapp den Sprung ins Plus und notierte bei 1622,81 Punkten. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gab um 0,27 Prozent nach.
SPEKULATIONEN UM KRISENGIPFEL
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras will sich Medienberichten zufolge nicht mehr auf eine Rückzahlung der Tilgungsrate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) festlegen. Das habe er bei einem Treffen den Chefs der beiden kleinen pro-europäischen Oppositionsparteien To Potami und Pasok (Sozialisten) gesagt, berichteten griechische Medien weiter. Tsipras behalte sich als eine Option vor, die am 30. Juni fällige, gebündelte Tilgungsrate an den IWF in Höhe von knapp 1,6 Milliarden Euro nicht zu bezahlen, falls es bis Ende des Monats zu keiner Einigung mit den Gläubigern kommen sollte. Sein Finanzminister Gianis Varoufakis warnte vor einer Auflösung Europas.
Angesichts der zugespitzten griechischen Schuldenkrise wird in Brüssel inzwischen über einen möglichen Krisengipfel der Staats- und Regierungschefs der Euroländer an diesem Wochenende spekuliert. Die Rückendeckung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für das OMT-Anleihenprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) war derweil am Markt erwartet worden und führte nicht zu positiven Ausschlägen.
HENKEL UND LUFTHANSA UNTER DRUCK
Unter den Einzelwerten litten die Aktien von Henkel (ETR:HEN3) unter dem offenbar verlorenen Rennen um den Shampoo-Hersteller Wella. Die Papiere büßten als einer der schwächsten Werte im Dax 1,39 Prozent ein. Der US-Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty (NAS:COTY) habe den deutschen Konsumgüterkonzern mit einem höheren Gebot ausgestochen, berichtet die "New York Post" unter Berufung auf mit dem Geschäft vertraute Quellen. Henkel soll an Wella Interesse gehabt haben, hatte sich aber in der Vergangenheit nicht dazu geäußert. Analysten hatten einen möglichen Kauf von Wella durch Henkel positiv kommentiert.
Bei der Lufthansa (XETRA:LHAG) hatte es zwischenzeitlich große Verwirrung um ihre Gewinnziele gegeben: Am Dienstagmorgen musste die Fluggesellschaft ihre Jahresprognose für den operativen Gewinn erneut bekräftigen, nachdem am Markt zuvor Spekulationen über ein Verfehlen der Ziele die Runde gemacht hatten. "Wir peilen nach wie vor für das Gesamtjahr 2015 einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) vor Streikkosten von mindestens 1,5 Milliarden Euro an", sagte ein Sprecher. Auslöser der Unruhe waren Aussagen zur Effektivität des vor drei Jahren angeschobenen Sparprogramms "Score" im Mitarbeitermagazin "Lufthanseat". Die Lufthansa-Aktien notierten zuletzt am Dax-Ende 1,64 Prozent tiefer.
WEITERE ÜBERNAHME IN DER IMMOBILIENBRANCHE
Ansonsten boten Aktien von Immoblienunternehmen einmal mehr reichlich Gesprächsstoff. Nachdem am Wochenende bereits die Deutsche Annington (XETRA:ANNGn) mit dem Kauf der Süddeutsche Wohnen Schlagzeilen gemacht hatte, dreht sich das Übernahmekarussell in der Branche mit einer Offerte von Alstria Office Reit (XETRA:AOXG) für Deutsche Office (XETRA:PMOX) weiter. Die Aktien von Deutsche Office sprangen an der Index-Spitze um rund neuneinhalb Prozent nach oben. Alstria-Papiere gaben um knapp 1 Prozent nach.