FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag doch noch seinen Erholungskurs fortgesetzt. Der Leitindex Dax (DAX) gewann bis zur Mittagszeit 0,32 Prozent auf 9846,29 Punkte.
Am Morgen hatte zunächst der unerwartet deutliche Rückgang der Industrieaufträge in Deutschland die Kurse belastet. Gegen Mittag setzten sich aber die freundlichen Vorgaben der Übersee-Börsen durch. Zudem werde auch hierzulande zunehmend über eine Verschiebung der US-Leitzinsanhebung ins neue Jahr spekuliert, hieß es aus dem Handel.
Der MDax (MDAX), in dem die börsennotierten mittelgroßen Unternehmen versammelt sind, rückte um 0,55 Prozent auf 19 935,91 Punkte vor und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 0,43 Prozent auf 1791,00 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) legte zugleich um 0,25 Prozent zu.
Die im August erneut gesunkenen Aufträge für Industrieunternehmen in Deutschland samt des weiter nach unten korrigierten Rückgangs im Juli seien eine "herbe Enttäuschung" gewesen, urteilte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Das sei aber keinen Grund für übertriebene Sorgen. Er sieht in den Daten vielmehr eine Momentaufnahme und erwartet unter anderem eine Stabilisierung der Wirtschaft des wichtigen Handelspartners China.
Laut Analyst Dirk Gojny von der National-Bank in Essen liegt das Hauptaugenmerk an diesem Tag sowieso vor allem auf den Aussagen der US-Notenbanker. Am Markt nämlich werde wohl eine Leitzinswende 2015 in den Vereinigten Staaten zunehmend ausgepreist.
COVESTRO STARTET MIT DEUTLICHEN KURSGEWINNEN
Besondere Beachtung an der Börse fand der Handelsstart von Covestro (ETR:1COV), der Kunststoff-Sparte des Bayer-Konzerns (ETR:BAYN). Die zu 24 Euro das Stück ausgegebenen Aktien fanden reißenden Absatz und wurden zuletzt bei 26,84 Euro gehandelt, was ein Plus von knapp 12 Prozent bedeutete. Der Börsengang von Covestro ist Teil eines großangelegten Umbaus des Bayer-Konzerns, war aber kein Selbstläufer: Am Donnerstag noch hatte Bayer den Börsenstart wegen des eingetrübten Marktumfelds um vier Tage verschoben und die zunächst anvisierte Preisspanne von bis zu 35,50 Euro drastisch auf 21,50 bis 24,50 Euro gesenkt. Das Emissionsvolumen schrumpfte so um 1 Milliarde auf 1,5 Milliarden Euro.
Die wegen des Abgas-Skandals schwer abgestraften Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) profitierten von der aufgehellten Börsenstimmung und drehten ins Plus. Mit ihnen erholten sich auch die Aktien von Daimler, BMW oder Continental, die zwischen 1,5 und 2,2 Prozent zulegten.
METRO-AKTIE PROFTIERT VON REAL-KOOPERATION
Im MDax zählten die Anteilsscheine des Handelskonzerns Metro (XETRA:MEOG) mit plus 1,27 Prozent zu den Favoriten. Die Tochter Real bündelt ihren Einkauf mit dem inhabergeführten Einkaufsverbund PHD, was laut Commerzbank-Analyst Jürgen Elfers positiv für Metro ist. Die Einkaufskonditionen würden sich dadurch verbessern und Real dürfte seinem Ziel näher kommen, die Lücke zu den vier größten Lebensmitteleinzelhändlern in Deutschland zu verringern.
Im SDax (SDAX) büßten dagegen die Aktien von Braas Monier (XETRA:BMSA) knapp 5 Prozent ein, nachdem sich die Monier Holdings von Aktien trennte und ihre Beteiligung am Dachziegelhersteller damit unter 40 Prozent drückte.
Die Papiere des Hamburger Hafenbetreibers HHLA (ETR:HHFA) verloren fast 6 Prozent. Wegen eines schwächeren Containergeschäfts kappte HHLA seine Prognose für das operative Ergebnis des laufenden Jahres.