FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Dienstag seiner vorangegangenen Kursrally etwas Tribut gezollt. Gute deutsche Konjunkturdaten hatten keinen erkennbaren Einfluss auf den hiesigen Leitindex, der gegen Mittag um 0,55 Prozent auf 11 421,63 Punkte nachgab. Zum Wochenauftakt war der Dax dank der vorläufigen Einigung im griechischen Schuldenstreit um knapp anderthalb Prozent gestiegen und hatte damit seine Gewinnserie ausgebaut.
Auch die anderen Indizes konnten am Dienstag nicht an ihre jüngste Stärke anknüpfen: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte sank um 0,43 Prozent auf 20 496,15 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) 0,20 Prozent auf 1736,63 Punkte verlor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,43 Prozent auf 3574,90 Punkte.
TSIPRAS DROHT WIDERSTAND AUS EIGENEN REIHEN
Bis Mittwoch verlangt die Eurogruppe die Zustimmung des griechischen Parlaments zu zentralen Reformen als Voraussetzung, um Verhandlungen über ein neues Hilfspaket aus dem dauerhaften Euro-Rettungsprogramm ESM aufzunehmen. Griechischen Regierungskreisen zufolge soll die Abstimmung voraussichtlich am Mittwochnachmittag stattfinden. Regierungschef Alexis Tsipras stößt dabei auf Widerstand aus seiner eigenen Partei. Derweil signalisierte der rechtspopulistische Regierungspartner, weiter mit Tsipras' Linkspartei zusammenarbeiten zu wollen.
Am Nachmittag könnten noch US-Wirtschaftsdaten bewegen, insbesondere die Einzelhandelsumsätze für den Juni. Deutsche Banken- und Pharmaaktien könnten von den anstehenden Quartalszahlen der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) (ETR:CMC) sowie des amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) (XETRA:JNJ) bewegt werden.
WANDELANLEIHE LÄSST ROCKET INTERNET ABSTÜRZEN
Unternehmensseitig blieb die Agenda einigermaßen übersichtlich. Den heftigsten Kursausschlag gab es - außerhalb der großen Indizes - bei der Startup-Schmiede Rocket Internet (XETRA:RKET). Deren Aktien stürzten um knapp 16 Prozent ab. Rocket beschafft sich mit einer Wandelanleihe im Volumen von 550 Millionen Euro frisches Geld für den Expansionskurs. Als Grund für die Kursschwäche sah Portfoliomanager Ludwig Donnert von Orca Capital spekulative Anleger, die versuchten, den aktuellen Aktienkurs zu drücken, um eine möglichst hohe Prämie herauszuschlagen, wenn sie die Wandelanleihen später in Aktien tauschten.
Die Aktien von Infineon (XETRA:IFXGn) konnten ihre Anfangsgewinne nicht halten, die Börsianer mit der Übernahmefantasie in der Branche begründet hatten: Sie drehten mit 0,45 Prozent ins Minus. China steht laut dem "Wall Street Journal" vor dem bisher größten Firmenkauf in den USA. Die staatlich kontrollierte Tsinghua Unigroup wolle den US-Chiphersteller Micron Technology (NASDAQ:MU) (XETRA:MTE) für 23 Milliarden Dollar schlucken, berichtete das Blatt unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Die Papiere von Schlusslicht RWE (XETRA:RWEG) brachen mit minus 3,14 Prozent den jüngsten Erholungsversuch wieder ab. Sie litten darunter, dass die Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) die Aktien des Energiekonzerns abgestuft hatte und nun zum Verkauf rät.
TEILAUSSTIEG EINES GROSSAKTIONÄRS BREMST EVONIK
Im MDax belastete der Teilausstieg eines Großaktionärs die Evonik-Titel (XETRA:EVKn): Sie verloren 2,13 Prozent auf 34,700 Euro. Am Vortag hatten sie bei 36,350 Euro noch ein Rekordhoch markiert. Der Finanzinvestor CVC hatte am späten Montagabend den Verkauf von 15 Millionen Anteilsscheinen zu je 34,60 Euro mitgeteilt. Kreisen zufolge hatte die Preisspanne bei 34,60 bis 35,455 Euro gelegen. Das nun veräußerte Paket entspricht einem Anteil von 3,2 Prozent an Evonik. Angaben des deutschen Konzerns auf dessen Internetseite zufolge lag der Anteil von CVC zuletzt bei etwa 9,4 Prozent.
Dagegen ging es für ProSiebenSat.1 (XETRA:PSMGn) um 0,55 Prozent auf 46,850 Euro hoch. Die Deutsche Bank hatte das Kursziel für die Aktien des Medienkonzerns von 45 auf 57 Euro angehoben und ihre Kaufempfehlung bestätigt.