FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach sieben Handelstagen mit Kursanstiegen ist die Luft im Dax (DAX) am Donnerstag dünn geworden. Der deutsche Leitindex bewegte sich bis zum Nachmittag nur wenig und rückte zuletzt nurmehr 0,06 Prozent auf 11 642,91 Punkte vor. Während seiner vorangegangenen mehrtägigen Bergfahrt war das wichtigste deutsche Börsenbarometer um gut 5 Prozent geklettert.
Von den sechs Dax-Konzernen mit Quartalsberichten an diesem Tag - darunter Adidas, Telekom und Post - gingen uneinheitliche Signale aus. Gute Konjunkturdaten stützen die Kurse etwas: Die deutsche Industrie hatte im Juni wesentlich mehr Aufträge erhalten als erwartet.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte stieg um 0,61 Prozent auf 21 512,70 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) büßte derweil 0,81 Prozent auf 1802,16 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann zur selben Zeit 0,22 Prozent auf 3684,90 Punkte.
ZINSWENDE IN DEN USA IM ANMARSCH?
Anleger blicken ansonsten bereits gen USA. Nach uneinheitlichen Zeichen vom US-Arbeitsmarkt wird mit wachsender Spannung der offizielle monatliche Arbeitsmarktbericht am Freitag erwartet. Börsianer erhoffen sich von den Daten weitere Hinweise darauf, ob die US-Notenbank den Leitzins bereits im September anheben wird.
Die Bank of England hält vorerst an ihrer lockeren Geldpolitik fest, wie sie am Donnerstag klarstellte. Signale für eine baldige Zinsanhebung fielen schwächer als erwartet aus. Den deutschen Markt bewegte das aber nicht weiter, auch weil die Quartalsberichtssaison die Börsianer voll in Beschlag nimmt. Rund zwei Dutzend Unternehmen aus Dax, MDax und TecDax haben an diesem Tag über ihr abgelaufenes Vierteljahr informiert.
POST LEIDET UNTER STREIK
Bei der Deutschen Post (XETRA:DTEGn) standen die wegen des Streiks in Deutschland rückläufigen Gewinne im zweiten Quartal samt der gekappten Jahresgewinnprognose im Fokus. Das sei nicht in diesem Ausmaß erwartet worden, sagte ein Händler. Einige Analysten sorgten sich zudem ums Frachtgeschäft. Die "Aktie Gelb" war mit einem Minus von 3,15 Prozent Schlusslicht im Dax.
Mit einem Abschlag von 1,91 Prozent folgte die T-Aktie (XETRA:DTEGn). Zwar legte die Deutsche Telekom dank eines florierenden US-Geschäfts und der Euroschwäche weiter stark zu und behielt die Jahresziele bei, doch am Markt wurde dies von vielen als "bereits eingepreist" abgetan. Die Anleger machten nach dem guten Lauf der Aktie in den vergangenen Tage Kasse.
ZAHLEN VON ADIDAS UND MUNICH RE KOMMEN GUT AN
Kräftige Gewinne verbuchten dagegen die Papiere der Munich Re und von Adidas. Das fortgesetzte Wachstum bei Europas größtem Sportartikelkonzern schien gut anzukommen - trotz der von einigen Börsianern monierten Margenschwäche und der weiter schwachen Entwicklung im Golf-Geschäft. Das Adidas-Papier (XETRA:ADSGn) gewann 0,78 Prozent.
Geringe Großschäden und günstige Finanzgeschäfte ließen bei der Munich Re (ETR:MUV2) die Gewinne sprudeln. Samt der für das Gesamtjahr angehobenen Gewinnprognose brachte dies dem Anteilsschein des weltgrößten Rückversicherers ein Plus von 2,52 Prozent ein und damit den Spitzenplatz im Dax.
LANXESS STEIGEN NACH WEITERER PROGNOSE-ANHEBUNG
Dass außerdem der ins Schlingern geratene Spezialchemiekonzern Lanxess (XETRA:LXSG) nach einem starken Quartal seine Ziele erneut anhob, wurde am Markt mit einem Kursaufschlag von 0,68 Prozent begrüßt.
Ein minimales Plus von 0,09 Prozent heimste die Aktie der Merck (NYSE:MRK) KGaA (XETRA:MRK) ein. Der schwache Euro hat dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern über schwächelnde Verkäufe bei wichtigen Medikamenten hinweg geholfen. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal stärker als Analysten erwartet hatten.
BERICHTENDE UNTERNEHMEN AUCH IM MDAX BEWEGT
Auch im MDax bewegten Geschäftszahlen stark: Rheinmetall (XETRA:RHMG), Dürr (XETRA:DUEG), Brenntag (XETRA:BNRGn) und Metro (XETRA:MEOG) zählten zu den Favoriten mit Gewinnen zwischen 5 und 7 Prozent. Symrise (XETRA:SY1G) und Fraport (XETRA:FRAG) hingegen zählten zu den größten Verlierern mit Verlusten von etwas mehr als 4 Prozent.
Im TecDax wurden die Papiere des Karriere-Netzwerks Xing (ETR:O1BC) von einem überraschend starken Anstieg zahlender Mitglieder und Geschäftskunden im zweiten Quartal mit plus 3,33 Prozent an die Index-Spitze katapultiert.