FRANKFURT (dpa-AFX) - Zunehmende Befürchtungen um einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union haben Anleger am deutschen Aktien zum Wochenauftakt erneut in die Flucht getrieben. Aus Sorge vor den Folgen eines Brexit griffen Investoren stattdessen zu Anlageformen, die als sicher gelten wie beispielsweise Edelmetalle oder Anleihen. Verluste an anderen Weltbörsen verstärkten die trübe Stimmung.
Der Dax (DAX) verlor gegen Montagmittag 1,30 Prozent auf 9706,63 Punkte und weitete damit seine jüngsten Verluste deutlich aus. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex mehr als zweieinhalb Prozent eingebüßt und war erstmals seit zweieinhalb Wochen wieder unter die viel beachtete Marke von 10 000 Punkten gefallen.
Der MDax (MDAX), in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, fiel am Montag zuletzt um 1,42 Prozent auf 19 898,16 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sackte um 1,95 Prozent auf 1609,79 Zähler ab. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 1,34 Prozent auf 2872,06 Punkte nach unten.
BREXIT-BEFÜRWORTER MIT OBERWASSER Ein Hauptgrund für die Risikoscheu der Anleger bleibt Börsianern zufolge die Brexit-Angst. Übers Wochenende hatten Ökonomen, Zentralbanker und Firmenchefs eindringlich vor gravierenden Konsequenzen für ganz Europa bei einem EU-Austritt der Insel gewarnt. Die Briten sind aufgerufen, am 23. Juni darüber abzustimmen.
Jüngste Umfragen deuten auf eine sehr knappe Entscheidung hin. Am Freitag hatte eine Online-Umfrage erstmals einen Vorsprung von 10 Prozentpunkten (55 zu 45 Prozent) der Brexit-Befürworter ergeben. Die jüngste YouGov-Umfrage signalisiert ein Verhältnis von 51 zu 49 Prozent pro Brexit.
BMW NACH VORSTANDSAUSSAGEN ZUM US-ABSATZ UNTER DRUCK
Die Aktien von BMW (XETRA:BMWG) litten unter Aussagen von Vertriebsvorstand Ian Robertson zum US-Absatz und verbilligten sich um gut 2 Prozent. Demnach richtet sich BMW bis Jahresende auf ein hartes Geschäft im wichtigen US-Markt ein. "Der US-Markt wird 2016 bestenfalls stagnieren", sagte der Manager der "Automobilwoche". Die Verkäufe von BMW in den USA waren im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,8 Prozent abgesackt.
Bayer-Aktien (ETR:BAYN) hielten sich in dem schwachem Marktumfeld mit minus 0,27 Prozent recht gut. Experte Ulrich Huwald vom Analysehaus Warburg Research verwies auf einen Pressebericht, wonach der US-Saatgutspezialist Monsanto (NYSE:MON) die milliardenschwere Offerte von Bayer (DE:BAYGN) erneut zurückgewiesen hat. Bayer hatte vor drei Wochen 62 Milliarden US-Dollar für Monsanto geboten. Das hatte die Aktie von Bayer merklich belastet. Nachdem Monsanto die Offerte als zu niedrig zurückgewiesen hatte, wird über einen Preisaufschlag spekuliert.
LUFTHANSA MIT LEICHTER ERHOLUNG NACH KURSVERFALL
Spitzenreiter im Leitindex und einziger Dax-Wert im Plus waren am Montag die Papiere der Lufthansa (XETRA:LHAG) mit einem Gewinn von 0,31 Prozent. Damit machten sie ihren mehr als 5-prozentigen Verlust vom Freitag jedoch kaum wett. In der Vorwoche hatten die Papiere der Fluggesellschaft unter schwachen Verkehrszahlen und vor allem unter dem überraschenden Abgang von Finanzchefin Simone Menne gelitten.
Mit einem Kursabschlag von mehr als 5 Prozent bildeten Bilfinger-Aktien das Schlusslicht im MDax und weiteten damit ihre Verluste der vergangenen sieben Handelstage auf 26 Prozent aus. Zuletzt hatten sich die negativen Analystenreaktionen mit Abstufungen und Kurszielsenkungen gehäuft. Zuvor hatte die Entscheidung des Konzerns, seine Bau- und Gebäudedienstleistungssparte zu verkaufen, nur kurz für Entlastung gesorgt.
MANZ BRECHEN NACH AUFTRAGSVERLUST UM EIN VIERTEL EIN
Manz-Aktien (XETRA:M5ZG) büßten nach einem Rückschlag in dem als Hoffnungsträger geltenden Batteriegeschäft mehr als 13 Prozent an Wert ein. Ein Kunde stoppte ein Großprojekt im Bereich Energy Storage. Nun fürchtet das Management um die Jahresziele.
Beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius (ETR:SRT3) (ETR:SRT) wird an diesem Montag ein Aktiensplit umgesetzt. Jeder Aktionär bekommt für jede gehaltene Aktie ohne Zuzahlung drei weitere Aktien der gleichen Gattung. Damit will das Unternehmen laut eigenen Angaben die Handelbarkeit verbessern und für breitere Anlegerkreise attraktiv werden.