FRANKFURT (dpa-AFX) - Nervosität hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag bestimmt. Bis zum Nachmittag bewegten sich die Kurse hektisch auf und ab. Der Dax (DAX) sank zuletzt um 0,32 Prozent auf 9304,16 Punkte. Börsianer sprachen von hoher Unsicherheit vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch sowie auffälligen Schwankungen vor dem sogenannten Hexensabbat am Freitag.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Konzerne verlor am Dienstag 0,53 Prozent auf 16 072,19 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) büßte 1,14 Prozent auf 1289,26 Punkte ein. Der EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone gab um 0,83 Prozent nach.
KONJUNKTURDATEN LIEFERN NUN KURZFRISTIG POSITIVE IMPULSE
Die überwiegend positiven Konjunkturdaten aus der Eurozone konnten nur kurzfristig positive Impulse liefern. Die Stimmung in den Unternehmen stieg im Dezember stärker als erwartet, wobei Frankreich allerdings enttäuschte. In der deutschen Industrie verbesserte sich die Stimmung indes spürbar und auch die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten hellten sich im Dezember stark auf. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Indikator stieg auf den höchsten Stand seit Mai.
Laut Händler Detlef Glatz von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade wirft allerdings der große Verfall an den Terminbörsen bereits seine Schatten voraus und sorgt für kräftige Kursausschläge. An diesem Freitag verfallen an den Derivatebörsen Futures und Optionen auf Aktien und Aktienindizes. Das bekommen die Aktienmärkte oft vorher schon zu spüren.
Zudem startet an diesem Tag die zweitägige Sitzung der US-Notenbank und mit wachsender Spannung richten sich daher die Blick auf die Vereinigten Staaten. Da dort die Wirtschaft bereits wieder recht rund läuft, wird die erste Leitzinserhöhung seit mehreren Jahren nicht mehr länger ausgeschlossen. Das wiederum könnte die Aktienmärkte in Europa unter Druck setzen.
Schon die vergangene Woche war verlustreich im Dax. Dabei hatte der deutsche Leitindex Anfang des Monats bei 10 093 Punkten noch ein Rekordhoch erklommen.
STUDIE VERHILFT LUFTHANSA AN DIE DAX-SPITZE
Am Dienstag profitierten unter den Einzelwerten im Dax die Papiere der Lufthansa (XETRA:LHAG) nicht nur von einem weiter fallenden Ölpreis, sondern auch von einer positiven Studie. Die Commerzbank empfiehlt die Aktie nun zum Kauf. Die Aktie legte einen Kurssprung von 1,66 Prozent hin. Die Commerzbank-Papiere lagen damit an der Spitze des Leitindex.
Die Papiere der Deutschen Telekom (XETRA:DTEGn) gewannen 0,32 Prozent. Der Bonner Konzern und sein französischer Partner Orange (PARIS:ORAn) hatten bekanntgegeben, ihr britisches Mobilfunk-Geschäft Everything Everywhere (EE) an den Telekommunikationskonzern BT Group (FSE:BTQ) verkaufen zu wollen. Es seien "exklusive Gespräche" zwischen den drei Partnern vereinbart worden, die sich um einen Kaufpreis von 12,5 Milliarden Pfund (15,5 Mrd Euro) drehten, hieß es.
RUSSLAND-ENGAGEMENT MACHT METRO ZU SCHAFFEN
Der Handelskonzern Metro (XETRA:MEOG) kehrte im abgelaufenen Geschäftsjahr in die Gewinnzone zurück und will nun wieder eine Dividende zahlen. 90 Cent je Aktie sind für das Ende September ausgelaufene Geschäftsjahr 2013/14 vorgesehen. Das stark in Russland engagierte Unternehmen leidet jedoch unter den ausufernden Turbulenzen am dortigen Finanzmarkt. Der Verfall des Rubel und der Ausverkauf an der russischen Börse drückten entsprechend auf die Stimmung der Metro-Aktionäre. Das Papier büßte im MDax 3,23 Prozent ein.
Die Papiere der Gea Group (XETRA:G1AG) verloren als Schlusslicht im MDax 3,43 Prozent. Nach einer positiven Studie der Deutschen Bank am Vortag zu den Wachstumsaussichten des Anlagen- und Maschinenbauers folgte nun eine negative Studie der Schweizer Bank UBS. Der Markt sollte die Wachstumsaussichten von Gea nicht als selbstverständlich voraussetzen, schrieb Analyst Sven Weier. Die Auftragslage in der größten Unternehmenssparte Prozesslösungen dürfte ihren Höhepunkt erreicht haben, glaubt er.
RHEINMETALL NACH GROSSAUFTRAG GEFRAGT
Die Anteilsscheine von Rheinmetall (XETRA:RHMG) rückten um 0,61 Prozent vor. Der Rüstungskonzern hat von der US-Armee einen großen Munitionsauftrag erhalten. TAG Immobilien (XETRA:TEGG) gewannen 1,20 Prozent und profitierten davon, dass der Immobilienkonzern im begehrten Berliner Wohnungsmarkt vor dem Jahreswechsel fast 1000 Wohnungen zu laut Händlern "einem guten Preis" verkauft hat.