FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Montag seiner jüngst starken Entwicklung sichtbar Tribut gezollt. Auch von den Übersee-Börsen kam kein Rückenwind für den deutschen Leitindex, der seine Verluste bis zum Mittag auf 1,20 Prozent auf 9705,86 Punkte ausweitete.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verlor 0,72 Prozent auf 19 639,27 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sank um 0,80 Prozent auf 1640,38 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 1,24 Prozent auf 2999,72 Punkte zurück.
'EZB KANN SICH NICHT LEISTEN, ANLEGER ERNEUT ZU ENTTÄUSCHEN'
Börsianer sprachen von einer Verschnaufpause, nachdem sich der Dax am Freitag den dritten Wochengewinn in Folge gesichert hatte. In der Spitze hatte der Index dabei um über 10 Prozent zugelegt. Der Bereich um 9900 Punkte sei allerdings "wie eine Mauer", an der es immer wieder Gewinnmitnahmen gegeben habe, schrieb Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.
Nun warten die Anleger bereits gespannt auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Die Experten der Commerzbank erwarten eine Senkung des Einlagenzinses um 0,20 Prozentpunkte auf minus 0,5 Prozent. Die EZB könnte zudem einen gestaffelten Zins einführen und das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe vorübergehend anheben. Die europäischen Notenbanker könnten es sich nicht leisten, die Märkte erneut zu enttäuschen, glauben die Experten des Analysehauses Capital Economics.
ÜBERNAHMEPLÄNE BELASTEN BASF - VW SACKEN AB
Bei BASF (ETR:BAS) sorgte eine mögliche Offerte für den US-Konkurrenten Dupont (NYSE:DD) (FSE:DU7) für Kursverluste von knapp 2 Prozent. Am Wochenende war bekannt geworden, dass BASF einer Fusion der beiden US-Rivalen Dupont und Dow Chemical (NYSE:DOW) (XETRA:DCH1) möglicherweise nicht untätig zusehen und ein Übernahmeangebot für Dupont machen will.
Die Erfolgschancen von BASF schätzt Jeremy Redenius vom US-Analysehaus Bernstein Research aber als vergleichsweise gering ein. Ein Zusammenschluss von BASF und Dupont wäre aus seiner Sicht zwar strategisch sinnvoll und würde Kostensynergien bringen. Doch die Ludwigshafener kämen wohl zu spät, um ein attraktiveres Gegengebot auf die Beine zu stellen.
Die Vorzugsaktien des Autobauers Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) rutschten am Dax-Ende gar um rund 4 Prozent ab. Die Hoffnungen auf eine schnellere Bewältigung der Krise in den USA hätten durch ein Interview von VW-Markenchef Herbert Diess mit der "Wolfsburger Allgemeinen" einen Dämpfer erhalten, hieß es. Diess habe von Chancen auf eine Übereinkunft in den nächsten Monaten gesprochen. Am Aktienmarkt wurde eher auf eine schnellere Einigung gehofft. Belastend wirkt auch, dass die VW-Führung bereits Monate vor dem Bekanntwerden der Abgas-Affäre in den USA von den Software-Manipulationen gewusst haben soll.
GEKLÄRTE FÜHRUNGSFRAGE STÜTZT COMMERZBANK NUR KURZ
Die Titel der Commerzbank (XETRA:CBKG) konnten ihre Anfangsgewinne nach der geklärten Führungsfrage nicht halten: Sie drehten ins Minus und verloren rund 1 Prozent. Mit Martin Zielke wird der Vorstand für das Privatkundengeschäft Anfang Mai Nachfolger von Konzernchef Martin Blessing. Blessing hatte im Herbst überraschend angekündigt, seinen Ende Oktober 2016 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Seine Amtszeit ende "im gegenseitigen Einvernehmen" am 30. April, teilte die teilverstaatlichte Bank nun mit.
Derweil legten die Papiere von Adidas (XETRA:ADSGn) als einer der wenigen Gewinner um 0,10 Prozent zu. Hier half eine Kaufempfehlung der DZ Bank. Die mittelfristigen Geschäftsperspektiven hätten sich deutlich verbessert, begründete Analyst Herbert Sturm seine Neubewertung.