FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) ist am Freitag vor dem US-Arbeitsmarktbericht dem positiven Trend an den asiatischen Börsen gefolgt. Allerdings wird bis zum Nachmittag mit Zurückhaltung und Vorsicht gerechnet, denn die Mai-Daten aus den Vereinigten Staaten gelten als richtungsweisend für die Leitzinspolitik der Federal Reserve (Fed).
Im frühen Handel gewann der deutsche Leitindex 0,60 Prozent auf 10 269,40 Punkte. Auch der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), der Leitindex der Eurozone, legte um 0,59 Prozent auf 3051,74 Punkte zu. Um 0,47 Prozent auf 20 799,70 Zähler ging es für den MDax (MDAX) nach oben. Der TecDax (TecDAX) stieg um 0,97 Prozent auf 1714,48 Punkte.
HANDEL WIRD SCHWANKUNGSANFÄLLIG BLEIBEN
Nachdem der abgelaufene Monat für die Börse mit einem insgesamt rund zweiprozentigen Anstieg beendet wurde, war in den vergangenen Tagen die Risikoscheu zurückgekehrt. Mit dem heute freundlichen Handelsstart verringert sich das Minus für den Dax in der ersten Juni-Woche allerdings aktuell auf 0,2 Prozent. Wichtige Termine jedoch, wie etwa die Abstimmung über ein Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) und die nächste Zinssitzung der Fed, dürften den Markt auch in den kommenden Wochen in Atem halten und für einen schwankungsanfälligen Handel sorgen.
Ob etwa in den USA bereits im Juni die Leitzinsen weiter angehoben werden könnten, hängt nicht zuletzt an der Entwicklung des Arbeitsmarktes. Daher kommt dem heutigen Bericht über den Monat Mai eine große Bedeutung zu. "Ein echtes Datenschwergewicht", so Commerzbank-Expertin Esther Reichelt.
Allerdings ist sie der Ansicht, dass sich der Markt für eine erste Zinsanhebung in diesem Jahr eher auf den Monat Juli konzentriere, also nach dem sogenannten Brexit-Referendum, nach weiteren Inflationszahlen und einem weiteren Arbeitsmarktbericht. Denn wenn der Mai-Bericht an diesem Tag "positiv oder negativ überrascht, könnte das daran liegen, dass der Sondereffekt schwächer oder stärker ausfällt", führt sie aus und verweist auf streikbedingte Verzerrungen.
STUDIEN TREIBEN RWE UND EUROSHOP NACH OBEN
Die an diesem Morgen größten Kursbewegungen wurden von Analystenempfehlungen ausgelöst. So sprangen im Dax die Papiere von RWE (XETRA:RWEG) mit plus 4,15 Prozent an die Spitze, nachdem die US-Bank Bank of America/Merrill Lynch das Papier des Essener Versorgers auf "Buy" hochgestuft hat. Analyst Peter Bisztyga berücksichtigt nun höhere Strompreise in Deutschland sowie eine vom Essener Versorger prognostizierte geringere Steuerrate. Daher hob er seine Gewinnschätzungen von 2017 bis 2019 an und traut der Aktie im günstigsten Fall eine Kurssteigerung von 45 Prozent zu. Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) wurden von der sehr freundlichen Stimmung für RWE mitgerissen und gewannen 1,66 Prozent.
Im MDax nahmen die Papiere der Deutschen Euroshop (XETRA:DEQGn) mit plus 2,94 Prozent den Spitzenplatz ein. HSBC-Analyst Thomas Martin empfiehlt in einer Branchenstudie das Papier des auf Einkaufszentren spezialisieren Immobilienunternehmens nun ebenfalls zum Kauf. Er habe das Immobilienportfolio des Unternehmens neu bewertet, schrieb er. Allerdings seien weitere Zukäufe nötig, um wieder auf die alten Wachstumsquoten zu erreichen und die Aufmerksamkeit der Investoren zurückzugewinnen.
Dax-Schlusslicht waren die Papiere von Volkswagen (DE:VOWG) (VW) (XETRA:VOW3) mit minus 0,56 Prozent. In den USA läuft derzeit nichts mehr rund für die Wolfsburger: Zu den sehr schwachen Absatzzahlen im Mai vom Mittwoch gesellte sich nun die Nachricht, dass VW 217 000 weitere Autos mit Airbags des Autozulieferers Takata (T:7312) zurückrufen muss.
BAYER-AKTIEN BLEIBEN IM FOKUS
Die Bayer-Aktien (ETR:BAYN) stiegen um marktkonforme 0,45 Prozent. Für die angepeilte Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto (NYSE:MON) (ETR:MOO) hat sich der Pharma- und Chemiekonzern Kreisen zufolge eine Riesenfinanzierung gesichert. Fünf Banken würden insgesamt etwa 63 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Unauffällig mit moderaten Verlusten zeigten sich auch die Papiere des Geldautomatenherstellers Wincor Nixdorf (XETRA:WING) im MDax und des Autozulieferers Schaeffler (ETR:SHA) im SDax (SDAX). Die Deutsche Börse (DE:DB1Gn) dürfte heute den Platztausch der beiden für den 20. Juni bekannt geben. Wegen der fortschreitenden Übernahme von Wincor Nixdorf durch den US-Geldautomatenhersteller Diebold erfüllt das Paderborner Unternehmen nicht mehr alle erforderlichen Kriterien für einen Mdax-Verbleib.