FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Aufschwung am deutschen Aktienmarkt hat sich zur Wochenmitte mit der Hoffnung auf eine baldige Lösung im US-chinesischen Handelsstreit fortgesetzt. Der Dax (DAX) kletterte auf den höchsten Stand seit Oktober. Am Mittwochnachmittag notierte der deutsche Leitindex 1,28 Prozent im Plus bei 11 905,37 Punkten. Etwas schwächer als erwartet ausgefallene Daten vom US-Arbeitsmarkt konnten dem Dax nichts anhaben.
Laut der Finanzzeitung "Financial Times" haben die beiden größten Volkswirtschaften der Welt die meisten offenen Punkte inzwischen geklärt, eine Einigung sei in Sicht. "Ein Handelsdeal zwischen den USA und China ist definitiv positiv für die globale Konjunktur", erklärte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Um das Wirtschaftswachstum hatten sich Börsianer zuletzt immer wieder Sorgen gemacht.
Mit den jüngsten Gewinnen knüpft der Dax an ein bereits starkes erstes Quartal an. Seit Ende 2018 summiert sich das Kursplus auf mehr als zwölf Prozent. Charttechniker sehen damit einen bislang harten Widerstand gebrochen: "Die 200-Tage-Linie übersprungen und auf das alte Jahreshoch aus dem März noch ein paar Punkte draufgelegt - bessere Kaufsignale aus technischer Sicht gibt es kaum", sagte Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Marktes. Der Dax sei nun förmlich "gezwungen, weiter zu steigen."
Auch der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) erreichte am Mittwoch ein Jahreshoch - am Mittag notierte er 1,2 Prozent höher bei 25 457,19 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um knapp ein Prozent vor.
Auf Unternehmensseite zeigten sich abermals Aktien von Autobauern als potenzielle Profiteure einer Einigung im Zollstreit fester. Auch die Zulieferer blieben im Aufwind. So knüpften Infineon (4:IFXGn) an der Dax-Spitze mit mehr als vier Prozent Kursplus an den starken Lauf in dieser Woche an. Die Kursverluste der Vorwoche nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung haben die Papiere des Chipherstellers inzwischen mehr als wettgemacht.
In der Gunst der Anleger standen nach einem Bericht des "Handelsblatt" über ein eventuell schon baldiges Ende der 5G-Auktion auch die Telekomanbieter. Die Papiere des Neueinsteigers 1&1 Drillisch (4:DRIG) waren gefragt, sie verteuerten sich um 4,6 Prozent. Papiere der Mutter United Internet (4:UTDI) stiegen noch etwas deutlicher. Aktien des Konkurrenten Telefonica (MC:TEF) Deutschland (4:O2Dn) verteuerten sich um gut ein Prozent, während Deutsche Telekom (4:DTEGn) lediglich moderat zulegten.
Neuerliche Übernahmefantasien beflügelten die Aktie von ProSiebenSat.1 (0:PSMd). Die in den vergangenen Monaten arg gebeutelten Papiere verteuerten sich um fast fünf Prozent. Nach dem seit Monaten anhaltenden Kurssturz der Aktie kochen immer wieder Übernahmegerüchte hoch, diesmal wurde Italiens Medienkonzern Mediaset (6:MS) ins Spiel gebracht. ProSieben.Sat.1 wollte die Gerüchte nicht kommentieren, erklärte aber in einer Stellungnahme, dass die bereits bestehende inhaltliche Zusammenarbeit mit Mediaset die "präferierte Art der Zusammenarbeit" sei.
In den hinteren Börsenreihen überzeugte der Online-Anbieter Shop Apotheke (4:SAEG) mit einem kräftigen Umsatzanstieg zu Jahresbeginn. Die Papiere bügelten an der SDax-Spitze (SDAX) mit einem satten Aufschlag fast zehn Prozent ihre jüngste Kursdelle wieder aus.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,10 Prozent auf minus 0,07 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,13 Prozent auf 142,90 Punkten ebenfalls auf der Stelle. Der Bund-Future (DE0009652644) verlor 0,34 Prozent auf 165,33 Punkte zu.
Der Eurokurs erholt sich zuletzt auf 1,1241 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1236 (Donnerstag: 1,1235) Dollar festgesetzt.