FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Verschärfung des Handelskonflikts zwischen China und den USA hat den deutschen Aktienmarkt stark unter Druck gesetzt. Der Leitindex Dax (DAX) weitete am Mittwoch seine Vortagesverluste aus und büßte bis zum frühen Nachmittag 1,20 Prozent auf 11 858,71 Punkte ein. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verlor 0,96 Prozent auf 25 093,83 Punkte. Für den konjunktursensiblen Technologieindex TecDax (TecDAX) ging es um 2,11 Prozent auf 2415,02 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um rund 1 Prozent.
Die USA und China wollen sich gegenseitig mit Strafzöllen von 25 Prozent auf Einfuhren in Höhe von jeweils 50 Milliarden US-Dollar im Jahr überziehen. Als erster kündigten die USA ihre Strafzölle an, die der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer mit chinesischem Technologieklau begründete. China reagierte empört und kündigte nur wenige Stunden später als Vergeltung eigene Sonderabgaben auf US-Importe in gleicher Höhe an.
Der Fehdehandschuh sei damit wohl geworfen, schrieb Marktanalyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets. Die Anleger erwarteten nun mehr oder weniger eine Vergeltungsmaßnahme von Seiten des US-Präsidenten, so dass die Investoren weiter aus Aktien flüchten könnten.
Am Dax-Ende verbilligten sich die Aktien des Chipherstellers Infineon (4:IFXGn) um fast 4 Prozent. Die Papiere der Fluggesellschaft Lufthansa (4:LHAG) büßten 3,5 Prozent ein.
Zu den wenigen Gewinnern im Dax zählten die Aktien der Merck KGaA (4:MRCG) mit einem Plus von knapp 1 Prozent. Zuvor hatten die Analysten der Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) ihre Kaufempfehlung für die Papiere des Spezialchemie- und Pharmakonzerns bestätigt. Die Anteilsscheine der Darmstädter seien "billig", selbst bei widrigsten Umständen in allen Geschäftsbereichen, konstatierte der Experte Michael Leuchten.
An der TecDax-Spitze zeigten sich die Aktien des Herstellers von Windkraftanlagen Nordex (4:NDXG) mit einem Kursgewinn von rund 5 Prozent in guter Form. Der Aktienkurs preise nunmehr die schlimmsten Szenarien für den deutschen Markt und die USA ein, schrieben die Analysten von Mainfirst. Die jüngsten Nachrichten aus Brasilien und der Türkei signalisierten zudem eine Nachfrageerholung für Anlagen auf dem Festland.
Im Kleinwerteindex SDax (SDAX) waren Grenke-Papiere (4:GLJn) mit einem Plus von gut 4 Prozent ganz oben zu finden. Der IT-Leasinganbieter erzielte im ersten Quartal einen Anstieg des Neugeschäfts um gut 23 Prozent. Zudem fiel die Profitabilität des Neugeschäfts "sehr zufriedenstellend" aus.
Am Indexende hingegen sackten die Anteilsscheine von Steinhoff (22:SNHJ) um mehr als 12 Prozent ab. Der Möbelkonzern hatte am Dienstag kurz vor Börsenschluss bekannt gegeben, dass das in der Tochter Hemisphere gebündelte Immobilienportfolio einem Gutachter zufolge zu hoch angesetzt ist.
Die Papiere von Siemens Healthineers (4:SHLG) schließlich setzten ihren Höhenflug mit einem weiteren Höchstkurs von 35,225 Euro fort. Zuletzt rückten sie um 0,65 Prozent auf 34,64 Euro vor. Damit gewannen die Mitte März bei 29,10 Euro erstmals gehandelten Papiere der Medizinsparte von Siemens (4:SIEGn) bereits knapp 20 Prozent an Wert. Siemens hatte 15 Prozent seiner Tochter für 28 Euro je Anteil an die Börse gebracht.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,33 Prozent am Vortag auf 0,32 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) gab um 0,03 Prozent auf 140,39 Punkte nach. Der Bund-Future (DE0009652644) legte um 0,27 Prozent auf 159,61 Punkte zu. Für den Euro wurden zuletzt 1,2278 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,2308 (Donnerstag: 1,2321) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8125 (0,8116) Euro gekostet.