FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein steigender Euro-Kurs sowie schwache Konjunkurdaten aus China haben am Dienstag den deutschen Aktienmarkt unter Druck gebracht. Mit Blick auf die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft gibt es Sorgen, dass die Weltwirtschaft insgesamt langsamer wächst. Ein stärkerer Euro kann sich zusätzlich negativ auf den Absatz deutscher Unternehmen außerhalb der Eurozone auswirken.
Der Dax (DAX) beschleunigte bis zum Nachmittag seine Talfahrt und gab um 1,47 Prozent auf 10 725,54 Punkte nach. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Konzerne verlor 1,36 Prozent auf 20 972,66 Zähler, und für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 1,02 Prozent auf 1850,32 Punkte abwärts. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), der Leitindex der Eurozone, sank um 1,51 Prozent.
CHINAS AUSSENHANDEL ERNEUT RÜCKLÄUFIG
In China bleibt der einst starke Außenhandel weiterhin eine der konjunkturellen Schwachstellen. Nach Regierungsangaben gingen sowohl die Aus- als auch die Einfuhren im November weiter zurück, was an den Börsen Asiens und Europas erneut Wachstumssorgen schürte.
Dass dagegen in Japan die Wirtschaft im dritten Quartal nicht wie befürchtet schrumpfte, sondern leicht wuchs, rückte in den Hintergrund - ebenso wie der sich fortsetzende Ölpreisverfall.
Der deutliche Auftrieb des Euro (FX1:EURUS) am frühen Nachmittag jedoch beunruhigte so manche Börsianer. Kurzzeitig schien es, als ob die Gemeinschaftswährung über 1,09 US-Dollar steigen würde. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0875 (Montag: 1,0809) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9195 (0,9252) Euro.
FMC-AKTIE PROFITIERT VON MORGAN-STANLEY-KOMMENTAR
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. So wurde der Anteilsschein von Fresenius Medical Care (FMC) (XETRA:FMEG) mit plus 0,60 Prozent als zuletzt einziger Wert mit Kursgewinnen von einer Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley (N:MS) angetrieben. Analyst Michael Jüngling ist zuversichtlich, dass dem Dialysespezialisten 2016 dank seines Sparprogramms endlich die Trendwende in der Ergebnisentwicklung gelingt.
Zu den Schlusslichtern im Leitindex zählten einmal mehr die RWE-Aktie (XETRA:RWEG) mit einem Abschlag von 4,32 Prozent und die von Eon (ETR:EOAN) mit minus 3,40 Prozent. Laut den Bloomberg-Experten für den Versorgersektor haben günstige Witterungsverhältnisse im November der Windenergie in Deutschland einen kräftigen Schub verliehen und zu einem Überangebot an Strom geführt. Entsprechend seien in letzter Zeit die Strompreise gesunken.
Die Aktie von Infineon (XETRA:IFXGn) hielt sich mit minus 0,40 Prozent recht stabil. Die Aktionäre der einst auch vom Münchener Chiphersteller umworbenen Fairchild (NASDAQ:FCS) können bei dem Verkauf des US-Halbleiterherstellers auf mehr Geld hoffen. Fairchild erhielt von einem nicht genannten Bieter ein höheres Angebot, obwohl der Offerte von Konkurrent On Semiconductor bereits zugestimmt worden war.
OSRAM-AKTIE AUF ERHOLUNGSKURS
Im MDax sprang das Papier von Osram (XETRA:OSRn) mit plus 2,23 Prozent an die Spitze. Die Anleger gewinnen offenbar allmählich Vertrauen in die neue Strategie des Lichtspezialisten. Allerdings hat die Aktie seit Mitte November, als der milliardenschwere Plan zum Bau einer Chipfabrik in Malaysia bekannt wurde, immer noch etwas mehr als ein Viertel ihres damaligen Kurswertes eingebüßt.
Der Anteilsschein von Gerresheimer (XETRA:GXIG) gab um 2,13 Prozent nach und litt damit unter einer Studie von Morgan-Stanley-Analyst Patrick Wood. Dieser hält die Bewertung der Aktie des Verpackungsspezialisten für anspruchsvoll.