FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein großes Thema an der Börse ist heute Vitesco (ETR:VTSCn) . Nach einem Übernahmeangebot durch den Autozulieferer Schaeffler (ETR:SHA_p) sprangen die Papiere an der MDax -Spitze zeitweise um mehr als ein Fünftel hoch auf 91,30 Euro. Dies ist der höchste Kurs seit dem Börsendebüt der früheren Continental (ETR:CONG)-Antriebssparte im September 2021 und sogar ein wenig mehr als die Offerte des Großaktionärs. Mehrere Analysten äußerten sich positiv zu dem geplanten Deal.
Schaeffler will im Zusammengang mit Vitesco einen großen E-Mobilitätszulieferer schmieden und bietet den übrigen Aktionären des Regensburger Unternehmens 91 Euro je Anteilsschein in bar. Das Übernahmeangebot soll der erste Schritt auf dem Weg zu einer Fusion sein. Nach Durchführung des Erwerbsangebots plant Schaeffler, Vitesco rechtlich auf Schaeffler zu verschmelzen.
Die Vitesco-Papiere waren wegen des guten Geschäftsverlaufs bisher in diesem Jahr gefragt und hatten kräftig zulegt, waren jedoch im Zuge der allgemeinen Branchenschwäche in der vergangenen Woche auf ein Tief seit Juni gefallen. Mit dem aktuellen Kursfeuerwerk bauten die Aktien ihren bisherigen Jahresgewinn auf knapp 68 Prozent aus.
Die Schaeffler-Aktien konnten hingegen zu Wochenbeginn trotz ebenfalls wohlwollender Expertenmeinungen nicht von der geplanten Übernahme profitieren, sie verloren im Kleinwerteindex SDax zuletzt 4,2 Prozent. Continental-Papiere gaben im Dax um 1,8 Prozent nach.
Die Schaeffler-Familie hält bereits knapp 50 Prozent an Vitesco, weshalb das Übernahmeangebot für Kenner wenig überraschend kommt. "Dies wurde in der Investorengemeinschaft lange diskutiert", schrieb Akshat Kacker von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) in einer ersten Reaktion. Der geplante Zusammengang hat seiner Meinung nach "eine starke strategische Logik durch komplementäre Technologieportfolios, die die Wachstumschancen in der Elektromobilität nutzen".
Für die Aktionäre springe ein Angebot heraus, das um ein Fünftel über dem volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate liege, hob Kacker hervor. Positiv sieht er zudem die von den Unternehmen erhofften hohen Synergien. Auch werde mit einer gelungenen Transaktion die Aktionärsstruktur bei Schaeffler durch die Umwandlung von Vorzugsaktien in Stammaktien mit Stimmrecht vereinfacht. Dies dürfte die Attraktivität der Schaeffler-Papiere generell erhöhen, glauben die Experten des Analysehauses Stifel.
Laut Warburg-Experte Marc-René Tonn sichert sich Schaeffler mit dem milliardenschweren Auftragsbestand von Vitesco "solide Wachstumsperspektiven in dem wichtigen Zukunftsgeschäft der E-Mobilität". Die Prämie betrage absolut 720 Millionen Euro, was angesichts der angestrebten Synergien von jährlich 600 Millionen Euro nicht sonderlich hoch sei, betonte er. Tonn hatte bisher für die Vitesco-Aktie sogar ein Kursziel von 94 Euro ausgerufen, das er nun bestätigte - also noch über dem aktuellen Kurs.