NEW YORK (dpa-AFX) - Die langerwartete US-Zinserhöhung dürfte die Wall Street auch am Donnerstag antreiben. Allerdings sollten die Kursaufschläge sparsamer ausfallen, weil die US-Börsen bereits am Vortag auf die erste Zinsanhebung seit fast zehn Jahren mit überdurchschnittlichen Gewinnen reagiert hatten. Neue US-Konjunkturdaten zeigten zunächst kaum Wirkung auf den vorbörslichen Handel.
Eine Dreiviertelstunde vor Handelsstart taxierte der Broker IG den Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) 0,18 Prozent höher bei 17 781 Punkten. Am Mittwoch hatte der Dow um rund 1,3 Prozent zugelegt.
Die US-Notenbank Fed hatte am Vortag beschlossen, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte von der Nulllinie anzuheben und ihn künftig innerhalb einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent schwanken zu lassen. Fed-Präsidentin Janet Yellen kündigte an, dass weitere Zinserhöhungen "voraussichtlich graduell" erfolgen werden. Der Leitzins hatte seit Ende 2008, also kurz nachdem die weltweite Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, in der Spanne zwischen 0,00 und 0,25 Prozent gelegen.
Nach Aussage von Gregor Kuhn, Marktexperte beim Broker IG, fällt die Zinswende sehr überschaubar aus. "Die zuletzt arg gelittene Glaubwürdigkeit der Federal Reserve ist wiederhergestellt, das Vertrauen der US-Notenbank in die konjunkturelle Entwicklung der weltweit größten Volkswirtschaft gibt den Märkten Zuversicht und das weiterhin niedrige Zinsniveau sorgt auch zukünftig für reichlich Liquidität, wovon angesichts mangelnder renditeträchtiger Anlagealternativen im Besonderen die Aktienmärkte profitieren dürften", sagte Kuhn.
"Die Notenbank prognostiziert jetzt eine höhere Inflation und ein höheres Wirtschaftswachstum - dadurch wirken die Beschlüsse so, als wären sehr gute Wirtschaftsdaten veröffentlicht worden", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.
In den USA hat sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Dezember überraschend stark eingetrübt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der Vorwoche etwas stärker gefallen als erwartet. Das Defizit in der US-Leistungsbilanz ist im dritten Quartal auf den höchsten Stand seit Ende 2008 gestiegen. Volkswirte hatte mit einem geringeren Fehlbetrag gerechnet.
Unter den Einzelwerten sorgen Aktien von FedEx (ETR:FDX) (NYSE:FDX) mit einem vorbörslichen Plus von 5,8 Prozent für Aufsehen. Der US-Paketdienst hat im abgelaufenen Quartal besser abgeschnitten als Experten erwartet hatten. FedEx verwies auf höhere Preise und niedrigere Kosten.
Oracle-Papiere (FSE:ORC) (NAS:ORCL) fielen hingegen vorbörslich um 0,4 Prozent. Beim Softwarekonzern sorgte der starke Dollar für erheblichen Gegenwind. Der Umsatz sank im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um sieben Prozent auf rund neun Milliarden Dollar. Ohne die negativen Währungseffekte wäre er unverändert geblieben.
Der US-Industriekonzern General Electric (N:GE) (XETRA:GEC) (NYS:GE) will im kommenden Jahr seine Aktionäre mit einem Geldsegen erfreuen: Dazu sollen 8 Milliarden US-Dollar an Dividende ausgeschüttet werden. Zudem werden für 18 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückgekauft. Die Aktionäre beeindruckten die Nachrichten offenbar nicht, denn die GE-Titel fielen im vorbörslichen Geschäft zuletzt um 0,4 Prozent. Der Siemens-Rivale wird derzeit zum reinen Industriekonzern umgebaut, das Geschäft mit Finanzdienstleistungen wird schrittweise aufgelöst.
Den größten Sprung nach oben machten vorbörslich die Aktien von Pandora Media, die sich zuletzt um fast 20 Prozent verteuerten. Der Internet-Radio-Anbieter muss laut einem Gerichtsurteil weniger Gebühren an die Musikunternehmen zahlen als bislang befürchtet. Im Oktober hatte Pandora wegen enttäuschender Quartalszahlen allerdings über ein Drittel seines Börsenwertes verloren - an nur einem Tag.