NEW YORK (dpa-AFX) - Die sich weiter hinziehende Hängepartie um die anstehende US-Zinswende dürfte die Wall Street am Freitag zur Eröffnung klar ins Minus ziehen. Die Unsicherheit der Anleger bleibe eine Konstante in den Märkten, nachdem die US-Notenbank (Fed) die fällige Zinserhöhung erneut hinausgezögert habe, sagte ein Händler.
Der Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial (US 30) eine dreiviertel Stunde vor Handelsbeginn 1,24 Prozent tiefer bei 16 466 Punkten. Am Vortag hatte der US-Leitindex nach dem Zinsentscheid zunächst zugelegt, war aber im späten Handel wegen Konjunkturängsten abgesackt und hatte 0,4 Prozent leichter geschlossen.
Die Fed hatte am Donnerstag den Leitzins in einer Spanne nahe der Nulllinie belassen und ein geringeres Tempo für Zinserhöhungen im kommenden Jahr angekündigt. Fed-Chefin Janet Yellen begründete die Entscheidung unter anderem mit den von China ausgehenden Finanzmarktturbulenzen und der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern. Zudem gilt die niedrige US-Inflation - auch eine Folge des Ölpreiseinbruchs - als großes Hindernis für rasche Zinsanhebungen.
"Die Fed geht auf Nummer sicher. Sie will ihre bisherigen Erfolge bei der Stärkung der US-Wirtschaft nicht aufs Spiel setzen, indem sie mitten in die gegenwärtigen globalen Unsicherheiten die Zinsen erhöht", kommentierte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Allerdings habe die Notenbank mit ihrer vorsichtigen Einschätzung der globalen Konjunktur die Finanzmärkte auch verschreckt. Sie agiere nun - anders als vor der Finanzkrise - nicht mehr so vorausschauend, sondern reagiere mehr auf die aktuellen Wirtschaftsdaten.
Unter den Einzelwerten dürften die Papiere von Adobe Systems (NASDAQ:ADBE) (FSE:ADB) im Anlegerfokus stehen. Der Softwarehersteller hatte Umsatz- und Ergebnisziele für das vierte Geschäftsquartal kommuniziert, die die durchschnittlichen Markterwartungen jedoch verfehlten. Im vorbörslichen Handel fielen die Adobe-Titel um mehr als 3 Prozent.
Die Aktien von Texas Instruments (FSE:TII) (NASDAQ:TXN) reagierten hingegen kaum auf eine erhöhte Ausschüttung an die Aktionäre. Vorbörslich verloren sie zuletzt 0,2 Prozent. Der Halbleiterkonzern hatte angekündigt, sein Aktienrückkaufprogramm um 7,5 Milliarden Dollar aufzustocken und die Quartalsdividende um 12 Prozent anzuheben.
Um vorbörslich mehr als 7 Prozent verteuerten sich hingegen die Anteilsscheine von AK Steel. Der Stahlkonzern hatte für das dritte Quartal einen deutlich niedrigeren Verlust in Aussicht gestellt.