NEW YORK (dpa-AFX) - Ein Stabilisierungsversuch an den US-Börsen (ETR:SXR4) nach den jüngsten Verlusten ist am Freitag weitgehend missglückt. Nachdem Inflationsdaten positiv aufgenommen worden waren, stießen schwache Einkaufsmanagerdaten auf ein verhaltenes Echo. Zudem fielen Unternehmensnachrichten überwiegend negativ aus.
Einzig der Leitindex Dow Jones Industrial behauptete nach einem freundlichen Start einen Anstieg um 0,55 Prozent auf 38 321,26 Punkte. Damit würde er sein Wochenminus auf 1,9 Prozent eindämmen und für den zu Ende gehenden Monat ein Plus von 1,3 Prozent erzielen. Der marktbreite S&P 500 verlor zuletzt hingegen 0,36 Prozent auf 5216,79 Punkte. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 , der sich zuletzt bis auf Donnerstag vergleichsweise robust präsentiert hatte, ging es um 1,29 Prozent auf 18 300,17 Punkte bergab. Auf Wochensicht würde er damit um 2,7 Prozent nachgeben, jedoch für den Mai ein Plus von 4,9 Prozent verbuchen.
Der erwartungsgemäße Anstieg des Preisindex PCE im April "ist das, was es braucht, um die Inflationssorgen der US-Notenbank Fed zu beschwichtigen", schrieb Ökonom James Knightley von ING (AS:INGA) Economics. Allerdings benötige es für eine erste Zinssenkung im September neben einer ganzen Reihe ähnlich moderater Teuerungsdaten eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes sowie eine Abkühlung der Verbraucherausgaben. "All das ist sicherlich möglich, aber keineswegs garantiert", gab der Experte zu bedenken. Derweil belegte der Chicago-Einkaufsmanagerindex von MNI für den Mai überraschend einen Rückgang. Ökonomen hatten mit einem Anstieg gerechnet.
Zur schon jüngst getrübten Stimmung im IT-Sektor trug am Freitag Dell (NYSE:DELL) bei. Der Computerkonzern befeuerte mit seinem Quartalsbericht die Sorge, dass das deutliche Wachstum im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zulasten der Marge geht. Die zuletzt stark gelaufenen Aktien brachen um gut 19 Prozent ein. Am Donnerstag war bereits der Softwarekonzern Salesforce (NYSE:CRM) für einen enttäuschenden Umsatzausblick auf das laufende Quartal abgestraft worden. Im Sog von Dell ging es am Freitag für die Anteilscheine des Informationstechnologieunternehmens HP (NYSE:HPE) um 7,3 Prozent bergab. Noch tags zuvor hatten sie dank einer positiven Umsatzüberraschung einen Kurssprung hingelegt.
Auch weitere Unternehmen aus dem Sektor enttäuschten vor dem Wochenende mit ihren Zahlen. So büßten die Anteilscheine des Entwicklerdatenbank-Spezialisten MongoDB (NASDAQ:MDB) ein Viertel ihres Werts ein. Beim Cloud-Computing-Unternehmen Veeva Systems und beim Cybersecurity-Spezialisten SentinelOne standen Abschläge von 11,1 beziehungsweise 13,5 Prozent zu Buche.
Eine positive Ausnahme im Sektor gab es mit Zscaler (NASDAQ:ZS) - die Aktien zogen als Nasdaq-100-Spitzenreiter um 7,4 Prozent an. Der Spezialist für Cybersicherheit konnte mit seinen Quartalszahlen positiv überraschen.
Außerhalb des Tech-Sektors gab es Nachrichten von Einzelhändlern. Die Textilhandelskette Gap (NYSE:GPS) überzeugte den Markt mit einem besser als erwarteten Quartal und einem angehobenen Ausblick, wie ein Kurssprung von einem Viertel zeigte. Bei der Kaufhauskette Nordstrom (NYSE:JWN) stand nach dem Zwischenbericht ein Plus von 6 Prozent zu Buche.
Ein Thema an den Finanzmärkten war außerdem der Schuldspruch gegen den ehemaligen US-Präsidenten und wahrscheinlichen Kandidaten Donald Trump. Im historischen Prozess um die Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornodarstellerin droht ihm ein noch offenes Strafmaß. Auch wenn er unabhängig davon bei der Präsidentenwahl antreten kann, waren die Aktien seiner Trump Media & Technology Group wegen der Unsicherheit einen Blick wert. Sie zeigten sich sehr schwankungsanfällig und verloren zuletzt 6,1 Prozent.