Frankfurt (Reuters) - Lange Gesichter bei Aktienanlegern zum Wochenausklang: Die Enttäuschung über EZB-Chef Mario Draghi steckte Investoren noch in den Knochen.
Zudem mussten sie den stärksten Exportrückgang in Deutschland seit zehn Jahren verdauen. Dax und EuroStoxx50 verloren am Freitag jeweils 0,7 Prozent auf 10.602 und 3061 Punkte. "Einige Leute im Markt haben sich mehr Impulse von Draghi erhofft", sagte Fondsmanager Ion-Marc Valahu von Clairinvest.
Besonders große Enttäuschung herrschte darüber, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag erklärte, über eine Ausweitung der Wertpapierkäufe oder andere Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur überhaupt nicht diskutiert zu haben. "EZB-Präsident Mario Draghi erweckte nicht den Eindruck, dass demnächst noch etwas Großes zu erwarten wäre", sagte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Zahlreiche Börsianer erwarten, dass der oberste Währungshüter der Euro-Zone erst die nächsten Schritte der US-Notenbank Fed abwartet. In den USA brummt die Konjunktur wieder und eine lange erwartete Zinserhöhung rückt näher.
Nicht rund lief es dagegen im Juli mit der deutschen Wirtschaft. Die Exporte brachen im Vergleich zum Vorjahresmonat um zehn Prozent auf 96,4 Milliarden Euro ein. Es war der größte Rückgang seit dem Krisenjahr 2009. "Der einst starke Motor der deutschen Wirtschaft - die Industrie - stottert", sagte Analyst Carsten Brzeski von der ING Bank. Die schwachen deutschen Konjunkturdaten könnten den Spekulationen auf weitere EZB-Geldspritzen aber neue Nahrung geben.
Verunsicherung an den Aktienmärkten herrschte auch wegen eines erneuten Atomtests in Nordkorea. Das machte vor allem Anleger an der New Yorker Börse nervös. Die US-Futures lagen gut ein halbes Prozent im Minus.
DEUTSCHE BANK UND SCHAEFFLER IM AUFWIND
Größter Gewinner im Dax waren die Titel der Deutschen Bank (DE:DBKGn). Insidern zufolge kommt das Geldhaus im Streit mit US-Behörden um Hypothekengeschäfte einer Einigung näher. Die Strafe, die im Raum stehe, werde das Institut nicht überfordern, sagten mit der Sache vertraute Personen. Die Titel legten um 4,3 Prozent auf 13,75 Euro zu. "Das ist die Erleichterung, dass die Sache vom Tisch kommt", sagte ein Börsianer. "Es ist zwar noch nichts spruchreif, aber dennoch positiv."
Gut ein halbes Prozent ging es auch für die Aktien der Commerzbank (DE:CBKG) Im MDax übernahmen Schaeffler mit einem Kursplus von 2,4 Prozent die Spitze. Der Autozulieferer reduziert seine Verschuldung schneller als geplant. An der Börse in Paris griffen Anleger bei Air France (PA:AIRF) KLM zu und schickten den Kurs um 2,2 Prozent nach oben. Die Lufthansa-Rivalin will im November ein neues Strategieprogramm vorstellen, um der wachsenden Konkurrenz aus den Golf-Staaten und von Billigfliegern zu begegnen. Lufthansa (DE:LHAG) gehörten mit einem Plus von 1,6 Prozent zu den Top-Werten im Dax.