Frankfurt, 11. Nov (Reuters) - Der geplante Mega-Deal in der deutschen Wohnungsbranche hat wichtige Unterstützung bekommen. Der einflussreiche Aktionärsberater Glass Lewis spricht sich für ein Zusammengehen von Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia VNAn.DE mit der Nummer zwei der Branche, Deutsche Wohnen DWNG.DE , aus. Das geht aus einem Dokument hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch in Auszügen vorlag. Darin heißt es, Vonovia habe bislang eine gute Erfolgsbilanz mit Zukäufen und könne seine effiziente Plattform durch die Übernahme von Deutsche Wohnen weiter ausbauen. Die in Aussicht gestellten Synergien erschienen nicht unrealistisch und die finanziellen Bedingungen seien insgesamt akzeptabel. "Daher empfehlen wir, dass die Aktionäre für diesen Vorschlag stimmen."
Vonovia und Deutsche Wohnen wollten sich zum Bericht von Glass Lewis nicht äußern. Vor allem angelsächsische Fonds richten sich in der Regel nach dem Rat solcher Aktionärsberater, sie haben daher großes Gewicht. In Deutschland ansässige Stimmrechtsberater stehen dagegen eher in der zweiten Reihe. Die Karlsruher Ivox, die seit diesem Jahr zu Glass Lewis gehört, veröffentlichte eine eigene Einschätzung und empfahl den Anlegern, gegen die Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen zu stimmen. Grund sei nicht unbedingt, dass es Zweifel an den Ertragschancen des gemeinsamen Unternehmens gebe, hieß es in der Begründung. Vielmehr sei in den vergangenen Wochen der Eindruck entstanden, dass es sich bei dem Übernahmevorstoß von Vonovia um den Wunsch einzelner Aktionäre mit individuellen Zielen handele, "was zumindest aus Sicht einer guten Corporate Governance wiederum bedenklich ist".
Vonovia-Chef Rolf Buch hatte in vertraulichen Gesprächen mit Großinvestoren ausgelotet, ob es nicht mehr Unterstützung für die "große Lösung" gibt als die von Deutsche Wohnen ursprünglich geplante Übernahme der kleineren Rivalin LEG LEGn.DE . Der LEG-Deal war daraufhin geplatzt. Ein Selbstläufer ist aber auch die nun geplante Großfusion nicht, denn Deutsche Wohnen hat die 14 Milliarden Euro schwere Offerte von Vonovia als feindlich abgelehnt - unter anderem, weil die Bewertung als zu niedrig betrachtet wird. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn appellierte zuletzt offen an die Aktionäre von Vonovia, dem Vorhaben kein grünes Licht zu geben. ID:nL8N1351Z5
Jetzt kommt es auf die Vonovia-Anleger an: Sie müssen die Pläne auf einer Hauptversammlung am 30. November mit 75 Prozent Zustimmung absegnen und die für die Übernahme nötige Kapitalerhöhung auf den Weg bringen. Außerdem wurde die Übernahme daran geknüpft, dass anschließend mindestens 50 Prozent der Anteilseigner von Deutsche Wohnen ihre Aktien verkaufen.