Frankfurt, 17. Dez (Reuters) - Quartalsberichte börsennotierter Unternehmen ohne Zahlen soll es nach den Vorstellungen von Aktionärsschützern auch künftig nicht geben. Nach der seit Anfang Dezember geltenden Börsenordnung der Frankfurter Börse DB1Gn.DE müssen die Firmen für das erste und dritte Quartal keine ausführlichen Berichte mehr vorlegen, auch wenn sie im streng regulierten Prime Standard gelistet sind. "Hält sich ein Unternehmen streng an die Mindestangaben, genügt eine ein- bis zweiseitige Pressemitteilung mit rein qualitativen Beschreibungen, sprich ohne jegliche Zahlenangaben", kritisierten die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und die Investor-Relations-Beratung Kirchhoff Consult am Donnerstag. Das reiche aber nicht aus, damit sich die Anleger ein Bild von der Entwicklung des Unternehmens machen könnten.
Sie fordern die Unternehmen auf, weiterhin eine Gewinn- und Verlustrechnung für das Quartal vorzulegen. "Börsennotierte Unternehmen habe eine Verantwortung gegenüber ihren Kapitalgebern. Diese haben ein berechtigtes Interesse an aussagekräftigen Quartalszahlen", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. "Der Wettbewerb um Kapital wird nicht mit geringer, sondern mit hoher Transparenz entschieden." Quartalsberichte mit 50 Seiten und mehr seien gleichwohl nicht mehr zeitgemäß. Eine Verkürzung sei auch ohne Informationsverlust möglich. Die Deutsche Bank DBKGn.DE hatte über ihr drittes Quartal 2015 auf 160 Seiten berichtet.
Die Börse reagiert mit den Erleichterungen auf eine Entscheidung der EU, die die Pflicht zu Quartalsberichten abgeschafft hatte. Unternehmen im deutschen General Standard können sich seither auf Jahres- und Halbjahresberichte beschränken. Erfahrungen aus Großbritannien hätten aber gezeigt, dass vier von fünf Firmen Quartalsberichte veröffentlichten, auch wenn sie es nicht tun müssten, sagte Kirchhoff-Chef Klaus Rainer Kirchhoff.