Das vergangene Geschäftsjahr 2019 konnte für die AMS (WKN: A118Z8)-Aktie nicht besser laufen. Der Umsatz legte um 32,2 % auf 1.885 Mrd. Euro und der operative Gewinn von 12,9 auf 328,7 Mio. Euro zu. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre verbesserte sich der Umsatz sogar von 209 auf 1.885 Mio. Euro. Und trotz Coronaviruspandemie bestätigte der Konzern zuletzt seine finanziellen Ziele für das erste Quartal 2020.
AMS profitiert vom Trend zu Hochleistungssensorlösungen, die in der modernen Welt vielfältige Einsatzmöglichkeiten finden, zum Beispiel in Smartphones (Apple (NASDAQ:AAPL) (WKN: 865985) ist ein AMS-Großkunde), in der Haus- und Gebäudeautomatisierung, in der industriellen Automatisierung, in der Medizintechnik oder in Fahrzeugen.
Doch kaum konnte die Osram (F:OSRn) (WKN: LED400)-Übernahme bekannt gegeben werden, fiel die AMS-Aktie seit Anfang Dezember 2019 bis heute um über 67 % (09.04.2020). Zudem geriet zuletzt eine geplante Kapitalerhöhung ins Wanken. Hat sich also AMS mit dem Kauf verspekuliert?
Positive Motive, aber mehr als negatives Umfeld AMS hatte gute strategische Gründe für seine Osram-Akquisition. So entsteht der weltweit führende Hersteller für Sensorlösungen und lichttechnische Systeme. Zudem wird langfristig mit jährlichen Vorsteuersynergieeffekten in Höhe von etwa 300 Mio. Euro gerechnet. Sogar die Verschuldung soll ab 2021 nur noch dem Zweifachen des EBITDA entsprechen.
Doch aktuell sieht es ganz und gar nicht danach aus, als könnte AMS diese Ziele erreichen. So wird aufgrund der Pandemieumstände ab dem zweiten Quartal 2020 allgemein mit einem Einbruch der AMS-Ergebnisse gerechnet. AMS’ Geschäft ist sehr konjunktursensibel, was am Aktienkurs ablesbar ist, der beispielsweise in der letzten Krise Anfang 2009 sogar unter einen Euro sank.
Hinzu kommt, dass Osrams Umsätze über viele Jahre in Summe rückläufig waren und der Gewinn bereits 2019 einen starken Einbruch erfuhr. Osram ist sehr stark von der Automobilindustrie abhängig, die im letzten Jahr einen deutlichen Rückgang erlebte. Diese Situation verschärft sich aufgrund der aktuellen Wirtschaftsschließung noch einmal.
Verschuldung als Knackpunkt Das größte Problem wird in dieser Situation allerdings die Verschuldung werden. Sie hat in Krisen auch schon viele andere erfolgreiche Unternehmen, beispielsweise Porsche (DE:PSHG_p) (WKN: PAH003) in der Finanzkrise, an den Rand des Abgrunds geführt. AMS und Osram besitzen zusammen eine Nettoverschuldung in Höhe von 2.335 Mio. Euro. Hinzu kommt eine Brückenfinanzierung für die Übernahme von 4.400 Mio. Euro, was in Summe 6.735 Mio. Euro ergibt. Selbst wenn der Gewinn in diesem Jahr nicht sinken sollte, könnte das Nettoschulden-zu-EBITDA-Verhältnis so auf über 5 steigen.
Weitere 1.649 Mio. Euro wurden über eine Kapitalerhöhung eingenommen, die jedoch aufgrund der aktuellen Krise sehr schwer durchzuführen war. So konnten zunächst nur 70 % der neuen Aktien am Kapitalmarkt untergebracht werden (es fanden sich einfach keine Käufer.). Die verbleibenden 30 % übernahmen zunächst die Konsortialbanken, die sich zu einer Abnahme verpflichtet hatten. Am Ende konnte die Kapitalerhöhung aber trotz der mehr als schweren Bedingungen abgeschlossen und somit 1,65 Mrd. Euro eingenommen werden.
Fazit AMS’ Hauptaufgabe wird in den kommenden Monaten das Überstehen der aktuellen Krise und die Sicherung der Finanzierung sein. Da nun aber auch noch bis Dezember 2021 ein Aktienrückkauf in Höhe von 5 % des Grundkapitals bekannt gegeben wurde, sollte diese gegeben sein. Wenn AMS diese Phase übersteht, hat sie sich nicht verhoben und kann alle weitere strategischen Maßnahmen abschließen.
Zudem ist jetzt die Aktienbewertung unter Buchwert gerutscht, was bei Zyklikern, zusammen mit einem Gewinneinbruch, meist einem günstigen Zeitpunkt entspricht. Dennoch bleiben natürlich die Risiken eines Zyklikers, die in negativer Hinsicht nichts ausschließen.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple.
Motley Fool Deutschland 2020