Frankfurt (Reuters) - Die Spekulationen an den Börsen auf einen Wirtschaftsboom unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump haben am Dienstag nachgelassen.
Bei Dollar und Industriemetallen machten Anleger Kasse und die Aktienmärkte kamen kaum vom Fleck. Dax und EuroStoxx50 stagnierten bei 10.690 und 3037 Punkten. Gefragt waren Versorger und Immobilienwerte.
Gleichzeitig stoppte der Ausverkauf an den Anleihemärkten. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, notierte bei 160,34 Zählern und lag damit rund einen Zähler über seinem Zehn-Monats-Tief vom Montag. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, verlor 0,2 Prozent auf 99,914 Stellen. Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer rutschte sogar um 2,1 Prozent auf 5443 Dollar je Tonne ab.
"Populistische Politiker enttäuschen fast immer, wenn sie dem politischen Ernst gegenüberstehen", sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. "Es ist vernünftig anzunehmen, dass viele Aspekte der 'Trumponomics' nicht so kommen werden wie bislang erwartet." Der Milliardär habe seine Pläne zum Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko bereits abgeschwächt. Ein Handelskrieg sei weniger wahrscheinlich und selbst Teile der "Obamacare" genannten Krankenversicherung blieben wohl erhalten. Gleichzeitig sei unklar, wie das geplante Infrastruktur-Programm aussehen wird.
IMMOBILIENWERTE UND VERSORGER IM AUFWIND
Am deutschen Aktienmarkt griffen Anleger vor allem bei Immobilienwerten beherzt zu. In den vergangenen Tagen hatten ihnen die Spekulationen auf eine durch "Trumponomics" befeuerte Inflation und steigende Zinsen zugesetzt. Darüber hinaus hellten ermutigende Geschäftszahlen von Deutsche Wohnen (DE:DWNG) die Branchenstimmung auf. Der Immobilienkonzern steigerte das Ergebnis aus dem Vermietungsgeschäft um fast ein Drittel auf 301 Millionen Euro und will eine höhere Dividende zahlen. Deutsche-Wohnen-Aktien stiegen daraufhin um 4,7 Prozent. Die Konkurrenten Vonovia (DE:VNAn), LEG, TAG, TLG und Patrizia gewannen bis zu 2,4 Prozent.
Parallel dazu gingen auch die Versorger auf Erholungskurs. RWE (DE:RWEG) und E.ON (DE:EONGn) gehörten mit Kursgewinnen von bis zu 3,5 Prozent zu den Favoriten im Dax. In London rückten SSE, National Grid (LON:NG) und United Utilities bis zu 1,6 Prozent vor. Die französische EdF und die italienische Enel (MI:ENEI) gewannen jeweils etwa ein Prozent.
Ins Rampenlicht rückten außerdem die Luftfahrtwerte, da US-Starinvestor Warren Buffett nach zwei Jahrzehnten Abstinenz wieder in diesen Sektor investiert. Börsenunterlagen zufolge hält Buffett Anteile an Delta, Southwest, American und United Continental im Volumen von insgesamt mehr als 1,3 Milliarden Dollar. Die Papiere der vier Gesellschaften stiegen daraufhin im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu 4,7 Prozent. United markierten mit 64,68 Dollar sogar ein Eineinhalb-Jahres-Hoch. Die europäischen Konkurrenten Lufthansa (DE:LHAG), Air France (PA:AIRF) und die British Airways-Mutter IAG legten zwischen zwei und 2,7 Prozent zu.
HOFFNUNG AUF FÖRDERBREMSE TREIBT ÖLPREIS
Kräftig zulegen konnte auch der Ölpreis. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich wegen Spekulationen auf eine Begrenzung der weltweiten Fördermengen um 3,1 Prozent auf 45,81 Dollar je Barrel (159 Liter). Es gebe Hinweise darauf, dass wichtige Exportländer wie Iran und Irak eine Obergrenze akzeptierten, sagte Analyst Jingyi Pan vom Researchhaus IG Group. Im Windschatten des anziehenden Ölpreises legten die Aktien der Ölkonzerne zu. BP (LON:BP), Eni, Shell (DE:RDSa) und Total (PA:TOTF) gewannen bis zu 2,4 Prozent.