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VW bringt Lkw-Tochter Traton scheibchenweise an die Börse

Veröffentlicht am 14.06.2019, 11:11
© Reuters. People pass in front of a Volkswagen logo ahead of the Shanghai Auto Show
VOWG
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- von Jan Schwartz

Hamburg (Reuters) - Volkswagen (DE:VOWG) schickt seine Lkw-Tochter Traton nach längerem hin und her mit einem kleinen Aktienanteil an die Börse.

Der Wolfsburger Konzern kündigte in der Nacht zum Freitag an, zwischen zehn und 11,5 Prozent der Dachgesellschaft mit den beiden Lkw- und Busherstellern MAN und Scania zu platzieren. Das soll bis zu 1,9 Milliarden Euro einbringen. Insgesamt würden bis zu 57,5 Millionen Aktien in einer Preisspanne zwischen 27 und 33 Euro pro Stück angeboten. Damit fällt der Börsengang deutlich kleiner aus als ursprünglich erwartet. Traton-Chef Andreas Renschler hatte zunächst ein Erlös von bis zu sechs Milliarden Euro für einen Anteil von 25 Prozent vorgeschwebt. Investmentbanker bezeichneten das aber als zu ehrgeizig.

Die Papiere aus dem Bestand der Konzernmutter Volkswagen sollen zwischen dem 17. und 27. Juni angeboten werden. Als erster Handelstag an den Börsen in Frankfurt und Stockholm ist der 28. Juni geplant. "Der Börsengang hat das klare Ziel, Mehrwert für unsere Stakeholder zu schaffen", erklärte Finanzvorstand Frank Witter. Die Investoren sollten noch im Laufe des Freitag den Börsenprospekt erhalten, in dem über Details der Platzierung informiert wird. Ab Montag hat das Management dann zwei Wochen Zeit, um für den Börsengang zu werben.

Volkswagen erklärte, bei dem Sprung aufs Parkett würden zunächst 50 Millionen Aktien angeboten. Möglich sei zudem eine Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) von weiteren 7,5 Millionen Papieren, falls die Nachfrage höher sein sollte. Abhängig von der endgültigen Anzahl der platzierten Anteilscheine und dem Ausgabepreis liege das Gesamtangebotsvolumen zwischen 1,55 und knapp 1,9 Milliarden Euro. Die Preisspanne entspreche einer Bewertung von Traton von 13,5 und 16,5 Milliarden Euro.

VIELE UNSICHERHEITEN

© Reuters. People pass in front of a Volkswagen logo ahead of the Shanghai Auto Show

Eigentlich hatte Volkswagen die Lkw-Sparte schon vor Ostern an die Börse bringen wollen. Das Vorhaben wurde aber mit Verweis auf das schwache Marktumfeld im März überraschend auf Eis gelegt - und erst vor kurzem wieder aus der Schublade geholt. Analysten schätzen, dass Volkswagen bei einem günstigeren Marktumfeld weitere Anteile platzieren wird. "Man hält den Börsengang zunächst klein, weil die Bewertung nicht da ist, wo man sie erhofft hatte", sagte Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg. Volkswagen habe den Wert von Traton anfangs bei 20 Milliarden Euro angesetzt. Frank Schwope von der NordLB sagte, Volkswagen habe vermutlich berücksichtigt, dass die globale Unsicherheit durch die Angriffe auf zwei Öl-Tanker im Golf von Oman noch größer geworden sei, als sie durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China ohnehin schon ist. "Es ist ein Abwägen von Gut und Schlecht. Deswegen macht man das jetzt scheibchenweise."

Für Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI sind der Preis und das Volumen nicht vorrangig. "Wichtiger ist, dass Traton endlich loslegen kann." Der Börsengang sei ein dringend nötiger erster Schritt für den Strukturwandel bei Volkswagen. Insidern zufolge treffen die Wolfsburger bereits Vorbereitungen, um sich vom Getriebehersteller Renk zu trennen. Volkswagen hatte Mitte Mai angekündigt, den Konzernumbau voranzutreiben und sich stärker auf das automobile Kerngeschäft zu konzentrieren. Für Randbereiche wie Renk und die Großmotorentochter MAN Energy Solutions würden Lösungen gesucht. Auch der Verkauf der Motoradtochter Ducati, der 2017 abgeblasen wurde, könnte Insidern zufolge wieder auf den Tisch kommen.

Die Erlöse aus dem Börsengang könnte Volkswagen zum Ausbau seiner Elektroauto-Aktivitäten einsetzen. Der Konzern will unter dem Druck schärferer Klimaziele für die Autoindustrie in Europa den Umschwung hin zu Elektroautos beschleunigen. Mit dem Börsengang soll Traton außerdem mehr Handlungsspielraum zu Expansion in den USA gewinnen. Bislang ist aber offenbar nicht entschieden, ob Traton den US-Lkw-Bauer Navistar ganz übernehmen will.

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