Erfolgreiche Anleger wissen längst, dass man seine Investitionen gut planen sollte. Wer ein erfolgreiches und renditestarkes Portfolio aufbauen möchte, sollte sein Depot so bestücken, dass die enthaltenen Werte möglichst nicht in Korrelation zueinander stehen.
Hat man nämlich in mehrere Aktien aus unterschiedlichen Ländern und verschiedenen Branchen investiert, vermeidet man ein gewisses Klumpenrisiko. Denn so etwas kann sehr gefährlich werden. Hätte man zum Beispiel kurz vor der Finanzkrise vermehrt auf Aktien aus dem Banken- und Finanzsektor gesetzt, hätte man im Jahr 2008 wahrscheinlich höhere Verluste eingefahren als ein Anleger, der breit diversifiziert aufgestellt war.
Eine interessante Branche, die aber gemeinhin als zyklisch gilt, ist der Chemiesektor. Aber nicht alle Unternehmen aus diesem Bereich sind Zykliker, denn es gibt auch Konzerne die sich auf bestimmte Gebiete spezialisiert haben und einen Markt abdecken, der weniger konjunkturellen Schwankungen unterliegt. Genau wie die zwei Firmen, die wir uns heute einmal näher betrachten, um zu schauen, welche der beiden im Moment für mich interessanter daherkommt.
Linde (DE:LING) Im Jahr 2018 entstand durch die Fusion der deutschen Linde AG (DE:LINI) mit dem US-amerikanischen Konkurrenten Praxair die neue Linde PLC (WKN: A2DSYC) mit Sitz in Dublin. Die operative Hauptzentrale befindet sich allerdings im britischen Guildford.
Linde ist ein weltweit tätiges Industriegase- und Engineeringunternehmen, dass mit seinen ca. 80.000 Mitarbeitern Kunden in mehr als 100 Ländern der Erde bedient. Es werden innovative und nachhaltige Lösungen für die Kunden geliefert, und so wird ein Mehrwert für alle Beteiligten geschaffen.
In Deutschland beschäftigt der Konzern mehr als 7.000 Menschen, doch es droht Ungemach. Denn am 24.10.2019 wurde bekannt, dass Linde nach Angaben von Gewerkschaften deutlich mehr Jobs in Deutschland abbauen will, als bisher vorgesehen war.
Es geht um weitere 850 Stellen, die in Deutschland gestrichen werden sollen. Linde hatte schon vor der Fusion mit Praxair ein Sparprogramm gestartet, das den Abbau von bis zu 975 Stellen vorsieht. Mit der jetzt geplanten weiteren Kürzung wäre der Standort Deutschland besonders betroffen.
Wohingegen die Mitarbeiter nun um ihre Arbeitsplätze fürchten, sind die Aktionäre nach der Fusion in Feierlaune. Denn seit dem Zusammenschluss kennt die Linde-Aktie eigentlich nur einen Weg, und zwar den nach oben. Seit ihrer Erstnotiz von 147,00 Euro am 29.10.2018 ist die Aktie der neuen Linde bis heute auf 175,20 Euro (25.10.2019) gestiegen. Das entspricht immerhin einem prozentualen Anstieg von 19,18 %.
Linde schüttet auch eine Dividende aus, die allerdings in US-Dollar gezahlt wird. Insgesamt werden so dieses Jahr insgesamt 3,50 US-Dollar oder umgerechnet 3,16 Euro je Aktie an die Aktionäre fließen. Dies entspricht beim aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von 1,80 %. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) erscheint mit 27 nicht unbedingt günstig, doch sollte das aktuelle Sparprogramm seine Wirkung voll entfalten, steht auch einem weiteren Kursanstieg der Linde-Aktie aus meiner Sicht nicht viel im Wege.
Air Liquide (PA:AIRP) Der französische Konkurrent Air Liquide (WKN: 850133) ist ebenfalls ein internationaler Hersteller von Industriegasen. Auch flüssige Gase für Anwendungen in der Medizin werden von dem Unternehmen produziert. Interessant finde ich, dass der Konzern seine Kunden teilweise mit eigens installierten und gewarteten Pipelines versorgt und sogar Antriebsgase für die Raumfahrt zur Verfügung stellt.
Es läuft derzeit rund bei Air Liquide. Erst am 24.10.2019 wurde bekannt gegeben, dass man den Umsatz im dritten Quartal 2019 auf 5,45 Mrd. Euro steigern konnte. Dies entspricht gegenüber dem Vergleichsquartal einer Erhöhung um 3,5 %. Getragen wurde das Wachstum von einer positiven Entwicklung der Gas- und Dienstleistungsaktivitäten.
Die Aktie von Air Liquide macht schon seit Jahren Freude. Mit dem Kurs ging es langsam, aber stetig nach oben. Alleine in den letzten fünf Jahren ist der Kurs um gut 55 % angestiegen. Auch glänzt der Konzern schon fast regelmäßig alle zwei Jahre mit der Ausgabe von Bonusaktien. Erst am 07.10.2019 war es wieder so weit. Für jeweils zehn Aktien erhielten Aktionäre eine Gratisaktie ins Depot eingebucht.
In Sachen Dividende muss sich Air Liquide auch nicht verstecken. Für das Geschäftsjahr 2018 flossen 2,65 Euro je Aktie an die Anteilseigner. Beim aktuellen Kurs der Air-Liquide-Aktie von 116,95 Euro (25.10.2019) errechnet sich so eine Dividendenrendite von 2,27 %. Und laut Air Liquide wurde die Ausschüttung in den letzten 30 Jahren um durchschnittlich 8,3 % pro Jahr erhöht.
Die Aktie von Air Liquide weist derzeit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 24 aus und ist damit etwas günstiger bewertet als Konkurrent Linde. Auch gefällt mir hier die Dividendenpolitik besser, und die Ausgabe von Gratisaktien ist für Investoren natürlich auch immer sehr angenehm. Abgerundet wird dies alles durch die meiner Meinung nach weiterhin glänzenden Zukunftsaussichten des Unternehmens.
Ich würde mich deshalb im Moment eher für die Papiere von Air Liquide als für die Linde-Aktie entscheiden.
Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019