FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Banken erwarten nach der Grundsatzeinigung über die Schulden der österreichischen Krisenbank Heta dicke Sondergewinne. Allein die Deutsche Pfandbriefbank (XETRA:PBBG) PBB rechnet mit einem positiven Vorsteuereffekt von rund 132 Millionen Euro in diesem Jahr, wie sie am Mittwoch mitteilte. Die Kreditinstitute waren Anfang 2015 von den Bankaufsehern der Europäischen Zentralbank zu Abschreibungen von 50 Prozent auf ihre Heta-Kredite gezwungen worden. Davon können sie sich einen Großteil wieder gutschreiben, wenn die Grundsatzeinigung tatsächlich wie geplant umgesetzt wird.
Der Kompromiss sieht vor, dass am Ende 90 Prozent der Kredite zurückgezahlt werden. Davon müssen die Banken aber noch Zinsen und Nebenforderungen abziehen, die nicht ausgeglichen werden sollen. Insgesamt sitzt die Heta auf offenen Forderungen von elf Milliarden Euro, rund sieben Milliarden davon bei deutschen Banken und Versicherern.
Allein die PBB hat 395 Millionen Euro bei der Abwicklungsanstalt der Skandalbank Hypo Alpe Adria im Feuer. Ende 2014 und Anfang 2015 hatte sie 197,5 Millionen Euro in den Wind geschrieben. Die PBB erzielte im vergangenen Jahr trotzdem mit 195 Millionen Euro den höchsten Vorsteuergewinn seit dem Neustart. In diesem Jahr prognostiziert der Vorstand bislang ein leicht sinkendes Ergebnis.
Die Commerzbank (XETRA:CBKG) hatte im ersten Quartal 2015 ihre Gesamtengagement bei Heta von 400 Millionen Euro auf die Hälfte abgeschrieben. Davon dürfte sie nach der Einigung nun rund 150 Millionen Euro wieder als Ertrag verbuchen. Offiziell wollte sich die Commerzbank dazu noch nicht äußern. Nach einem schwachen ersten Quartal hatte das Institut zuletzt die Hoffnung auf eine Wiederholung des Milliardengewinns im Vorjahr gedämpft.
Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) gab die Einigung nach langen Verhandlungen am Mittwoch zusammen mit dem Sprecher der größten Gläubigergruppen, dem Dexia-Kommunalbank-Chef Friedrich Munsberg, bekannt.
Voraussetzung für das Angebot ist eine ausreichende Anzahl an verbindlichen Annahmeerklärungen. Außerdem müssen die notwendigen gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden. 72 Gläubiger mit Schuldentiteln im Wert von fast fünf Milliarden Euro haben die Absichtserklärung den Angaben zufolge bereits unterzeichnet. Die offizielle Veröffentlichung des Angebots ist für September geplant. Mitte Oktober soll die Einigung dann abgewickelt werden. Dafür müssen zwei Drittel aller Gläubiger dem Deal zustimmen.
Das österreichische Bundesland Kärnten hatte den Expansionskurs der Hypo Alpe Adria mit milliardenschweren Garantien unterstützt. Die Gläubiger forderten ihr Geld zurück, womit das Land selbst in die Pleite zu schlittern drohte. Ein erstes Rückkaufangebot von 75 Prozent der Gelder hatten die Gläubiger im März abgelehnt. Das jetzige zweite Rückkaufangebot sieht vor, dass der Kärntner Ausgleichszahlungs-Fonds (KAF) die Papiere um 75 Prozent des Nominalwerts erwirbt und eine vom Bund gesicherte unverzinste Anleihe mit 13,5 Jahren Laufzeit anbietet. Das Geld soll zum einen aus den Erlösen bei der Abwicklung der Heta kommen. Den Rest müssen das Bundesland Kärnten und der Bund stemmen.