- von Kathrin Jones
Frankfurt (Reuters) - Die Stresstest-Zeugnisse für Deutsche Bank und Commerzbank (DE:CBKG) haben bei den Anlegern nicht für Beruhigung gesorgt.
Im Gegenteil: Die Aktien der beiden Geldhäuser zählten am Montag zu den größten Verlierern im Dax. Auch Institute in Österreich, Italien, Frankreich und Großbritannien, die beim jüngsten Fitness-Check für die Branche ähnlich wie die Frankfurter auf den hinteren Plätzen gelandet waren, wurden von den Investoren abgestraft. Vor allem bei den systemrelevanten Großbanken auf dem Kontinent habe der Test gezeigt, dass die Kapitaldecke dringend aufgepolstert werden müsse, erklärten die Analysten von Goldman Sachs (NYSE:GS). "Die Unterschiede werden immer größer." Zweifel haben Experten zudem, ob sich der Rettungsplan für die angeschlagene italienische Monte dei Paschi schnell umsetzen lässt.
Die europäische Bankenbehörde EBA hatte beim diesjährigen Stresstest 51 Häuser unter die Lupe genommen, darunter neun aus Deutschland. Sie simulierte dabei erneut eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise und bezog erstmals auch Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten mit ein. Aufsichtsbehörden und Politik zogen am Wochenende ein positives Fazit des Fitness-Checks, die Branche sei gut aufgestellt. Doch die Sorgen der Anleger konnten sie nicht ausräumen. "An der schwachen Ertragslage, dem Grundproblem der Banken, wird sich angesichts der weiter niedrigen Zinsen nichts ändern", erklärte etwa Fondsmanager Helmut Hipper von Union Investment. Hinzu komme, dass sich die Kapitalanforderungen tendenziell eher noch verschärften. "Daher wird es weiterhin schwierig bleiben, Investoren für Bankaktien zu begeistern." Edward Chan, Bankenexperte bei der Kanzlei Linklaters, schätzt, dass die europäischen Banken noch immer auf faulen Krediten von einer Billion Euro sitzen - eine tickende Zeitbombe.
FRISCHES GELD FÜR ALTE PROBLEME?
Die Deutsche-Bank-Aktie büßte mehr als zwei Prozent ein, die Commerzbank mehr als drei Prozent. Beide Häuser haben zu hohe Kosten, was sich angesichts wegbrechender Erträge als schwerer Fehler erweist. Die Commerzbank, die bereits über ein enttäuschendes zweites Quartal berichtet hat, dürfte deshalb an diesem Dienstag ihr Milliarden-Gewinnziel für dieses Jahr kassieren. Im Stresstest hatte sie von allen heimischen Instituten am schlechtesten abgeschnitten - die harte Kernkapitalquote sackte auf 7,4 Prozent ab. Die Deutsche Bank kam auf 7,8 Prozent und zeigte sich damit "erstaunlich robust", wie Analyst Ingo Frommen von der LBBW bilanzierte. Das Kreditbuch und das Engagement in Staatsanleihen bereiteten ihm keine Sorgen. Für Frommen bleibt aber eine andere große Schwachstelle: Im Krisen-Szenario fiel die absolute Verschuldungsquote auf drei Prozent - und damit genau auf den Mindestwert, den die Regulierer von der Bank erwarten.
Das Thema Kapitalerhöhung wird die Deutsche Bank damit nicht los, zumal sie im Moment kaum Geld verdient, um ihren Sicherheitspuffer aus eigener Kraft auszubauen - was nach Konzernangaben der bevorzugte Weg bleibt. Einer der Top-10-Aktionäre sagt: "Wir befürchten weiterhin, noch einmal zur Kasse gebeten zu werden. Und was das Schlimmste ist: Bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn) läuft man Gefahr, dass man das Geld nicht für Wachstum, sondern gleich wieder für Altlasten abgenommen kriegt." Rückendeckung bekam das Institut am Montag vom Branchenverband BdB. Auch die Bundesregierung zeigte sich entspannt.
BRAND IN ITALIEN IST NOCH NICHT GELÖSCHT
Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon sagte der "Passauer Neuen Presse", am Beispiel Italien sei erkennbar, dass die Stabilität der Finanzmärkte in Europa noch sehr unterschiedlich ausgeprägt sei. Die Krisenbank Monte dei Paschi hatte im Stresstest wie erwartet am schlechtesten abgeschnitten - ihr Eigenkapital würde bei neuen Marktverwerfungen komplett aufgezehrt. In letzter Minute präsentierte das Institut zwar einen Rettungsplan, der vorsieht, dass faule Kredite ausgelagert werden und die verbleibende "gesunde" Bank fünf Milliarden Euro am Markt einsammelt. Für Analyst Filippo Alloatti vom Investmenthaus Hermes ist jedoch fraglich, warum Investoren mitziehen sollten. "Beide Elemente des Plans sind sehr unsicher." Monte dei Paschi hat seit 2014 acht Milliarden Euro verbrannt und ist heute nicht mal mehr eine Milliarde wert.
In Österreich brachen die Aktien der Raiffeisen Bank International um sechs Prozent ein. Die RBI-Mutter Raiffeisen Zentralbank landete beim Stresstest auf dem vorletzten Platz, will einen Konzernumbau anschieben und ihr Geschäft in Russland und der Ukraine verkleinern.