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Deutsche Bank muss für Tricksereien in USA schwer büßen

Veröffentlicht am 18.01.2017, 15:53
© Reuters. Deutsche Bank Chief Executive Cryan attends a news conference in Frankfurt
DBKGn
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- von Karen Freifeld und Kathrin Jones und Alexander Hübner

New York/Frankfurt (Reuters) - Erleichterung bei der Deutschen Bank: Wenige Tage vor dem Präsidentenwechsel in den USA hat Deutschlands größtes Geldhaus eine seiner wichtigsten Altlasten vom Tisch geräumt.

Das US-Justizministerium teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, dass der mit Spannung erwartete Vergleich über unsaubere Geschäfte auf dem amerikanischen Immobilienmarkt unter Dach und Fach ist. Die Tricksereien kosten die Frankfurter 7,2 Milliarden Dollar. Das ist zwar nur halb so viel wie ursprünglich befürchtet, aber mehr, als andere Banken wegen ähnlicher Verstöße gezahlt haben. In der Bilanz wird das tiefe Spuren hinterlassen, für 2016 bahnt sich ein weiterer Milliarden-Verlust an. Vorstandschef John Cryan streicht deshalb auch die Boni deutlich zusammen, insbesondere für die hochbezahlten Investmentbanker.

Justizministerin Loretta Lynch fand für das Geschäftsgebaren der Bank deutliche Worte: "Die Deutsche Bank hat nicht nur Anleger in die Irre geführt. Sie trug auch direkt zu einer internationalen Finanzkrise bei." Auf 71 Seiten listet ihre Behörde detailliert auf, wie die Deutsche Bank im Boom 2006 und 2007 das ganz große Rad auf dem US-Markt drehte: Sie kaufte faule Hypotheken auf, bündelte diese in hochkomplexe Wertpapiere und verkaufte sie an Anleger auf der ganzen Welt. Als die Bonds mit dem Einbruch auf dem Häusermarkt auf einen Schlag wertlos wurden, verloren viele Investoren ihr Geld.

Das Brisante dabei: Während die Deutsche Bank die Papiere nach außen als sicheres Investment verkaufte, wettete sie intern längst auf den großen Crash, wie schon 2011 aus einem vernichtenden Untersuchungsbericht des US-Senats hervorgegangen war. Hollywood inspirierte das später zu dem Kino-Blockbuster "The Big Short" mit Brad Pitt und Ryan Gosling.

"NICHT AKZEPTABEL"

Cryan, vor anderthalb Jahren mit dem Versprechen angetreten, konsequent auszumisten, hatte befürchtet, dass der Hypothekendeal unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump wieder ganz neu aufgeschnürt wird. Deshalb schaltete sich der Brite auf der Zielgeraden höchstpersönlich in die Verhandlungen ein. Nun redete Cryan der Belegschaft ins Gewissen: "Unser Verhalten in dieser Angelegenheit in den Jahren 2005 bis 2007 entspricht nicht unseren Standards und ist nicht akzeptabel", schrieb er in einem Brief an die rund 100.000 Mitarbeiter. "Wir entschuldigen uns uneingeschränkt dafür." Auch wenn der Hypothekenstreit beigelegt ist - mehr als eine Atempause ist das für die Bank mit ihrer vergleichsweise dünnen Kapitaldecke nicht. Weitere potenziell sehr teure Fälle schwelen noch: der Geldwäsche-Skandal in Russland, mutmaßliche Sanktionsverstöße bei Iran-Geschäften und Tricksereien auf dem billionenschweren Devisenmarkt.

An der Börse wurde der finale Vergleich ohne Aufregung zur Kenntnis genommen, denn die Grundsatzeinigung mit den Behörden war bereits kurz vor Weihnachten bekannt geworden.[nL5N1EI1OS] Die Deutsche-Bank-Aktie lag am Mittwoch leicht im Minus bei 17,42 Euro. Einer der zehn größten Aktionäre der Bank sprach von einem glimpflichen Ausgang. "Da ist man gut davon gekommen." Im Herbst, als noch eine Hypothekenstrafe von 14 Milliarden Dollar im Raum gestanden hatte, war das Papier auf unter zehn Euro abgerutscht. Viele Anleger fürchteten damals, eine solche Summe könne das Institut überfordern und gar eine Rettung durch den Staat nötig machen. Kunden zogen Gelder im Milliardenvolumen ab.

DER BONUSTOPF SCHRUMPFT

© Reuters. Deutsche Bank Chief Executive Cryan attends a news conference in Frankfurt

Inzwischen sind sich die meisten Branchenkenner einig, dass die Deutsche Bank das Thema ohne frisches Kapital stemmen kann. Denn als Geldbuße werden unmittelbar nur 3,1 Milliarden Dollar fällig. Der große Rest entfällt auf finanzielle Zugeständnisse an Kunden in den USA in den nächsten fünf Jahren. Fest steht aber auch: Selbst für die reine Strafzahlung reichen die Rückstellungen der Bank nicht aus, daher wird das Schlussquartal noch einmal mit 1,2 Milliarden Dollar vor Steuern belastet. Im Schnitt erwarten Analysten für 2016 einen Nettoverlust von fast einer Milliarde Euro, wenn die Bank am 2. Februar ihre Zahlen präsentiert. 2015 hatte wegen des Konzernumbaus noch ein Rekordverlust von fast sieben Milliarden Euro zu Buche gestanden.

Sparen wird also weiter die Devise sein. Cryan selbst machte daraus im Mitarbeiterbrief kein Hehl: "Wir sind noch lange nicht am Ziel, wir werden weitere schwierige Entscheidungen treffen müssen." Die Mitarbeiter bekommen die Krise der Bank im eigenen Geldbeutel zu spüren: Die Leistungszulagen für Abteilungsleiter und andere Führungskräfte fallen - zum ersten Mal überhaupt - für 2016 ganz aus. Nur einige ausgewählte Mitarbeiter sollen mit langfristigen Halteprämien geködert werden. Der Vorstand geht das zweite Jahr in Folge leer aus.

"Die Kürzung der Boni ist ein notwendiger Schritt zur langfristigen Gesundung der Deutschen Bank (DE:DBKGn), genau wie die Streichung der Dividende für die Aktionäre", sagte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment, einer der Top-20-Investoren der Bank. Insgesamt dürfte das Bonus-Thema für die Großaktionäre aber nur eine Fußnote sein. Laut Finanzkreisen dringen sie hinter den Kulissen unisono darauf, dass Cryan die Strategie nochmals überarbeitet. Denn die Regulierung wird noch strenger, das Kapitalmarktgeschäft bleibt gerade in Europa schwierig.

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