NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Die Ölpreise sind am Mittwoch nach der Talfahrt der vergangenen Handelstage weiter deutlich gesunken. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel am Abend erstmals seit Mitte November unter die Marke von 45 US-Dollar bis auf 44,81 Dollar. Das waren 1,21 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 97 Cent auf 42,54 Dollar.
Am Markt schwindet das Vertrauen, dass die Förderkürzung der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) das Überangebot an Rohöl eindämmen kann. Dies hatte die Ölpreise am Vortag jeweils unter das Niveau vor dem Opec-Beschluss im November fallen lassen. Der zuvor herrschende Optimismus am Ölmarkt sei verschwunden, meinte Eugen Weinberg, Experte bei der Commerzbank (DE:CBKG).
Die sogenannten "schwimmenden Ölvorräte" sind auf den höchsten Stand in diesem Jahr gestiegen. Damit sind beladene Tanker gemeint, die von Ölkonzernen als Lager auf dem Meer genutzt werden. Zudem haben Norwegen, Libyen und Nigeria zuletzt ihre Produktion ausgeweitet.
Auch deutlicher als erwartet gesunkene Ölreserven in den USA laut Zahlen vom Mittwoch konnten den Preisen in diesem Umfeld keinen Auftrieb geben und das, obwohl auch die Benzinbestände zurückgegangen waren die laut Experten zurzeit besonders im Marktfokus stehen. Allerdings war die US-Ölproduktion um 0,2 Prozent auf 9,35 Millionen Barrel pro Tag gestiegen.
Vorübergehend hatte die Ernennung eines neuen Kronprinzen in Saudi-Arabien am Mittwoch für etwas Auftrieb gesorgt, weil Händler sie als Zeichen eines künftig möglicherweise aggressiveren außenpolitischen Auftretens des Landes verbunden mit weiterem Konfliktpotential im Nahen Osten sehen. Der Preisauftrieb hielt sich aber in Grenzen und blieb nicht nachhaltig.