Berlin (Reuters) - Netzwerke von Islamisten in sozialen Medien stellen nach den Worten von BKA-Chef Holger Münch eine wachsende Gefahr dar.
Es würden zunehmend Netzwerke im virtuellen Raum gebildet, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts am Donnerstag in Berlin. Die Propaganda- und Medienarbeit des sogenannten Islamischen Staates (IS) habe verschiedene Phasen durchlaufen. Derzeit gehe es dem IS vor allem darum, Netzwerke in sozialen Medien zu unterhalten, Anleitungen zu geben und "zu coachen bis zum Anschlag". Insgesamt gebe es "einen Trend zum individuellen Dschihad in losen Netzwerken".
Aktuell gibt es nach Angaben des BKA-Chefs in Deutschland 700 islamistische Gefährder sowie mehr als 400 "relevante Personen", die beispielsweise als Unterstützer bei Anschlägen oder als Finanzierer infrage kämen. Eine immer größere Rolle spielten Anschläge im öffentlichen Raum, "dort wo man viele Menschen trifft". Eingesetzt würden einfachere Mittel. Dabei spielten Sprengsätze ebenso eine Rolle wie Hieb- und Stichwaffen sowie Fahrzeuge. In Deutschland gab es 15 Anschlagsversuche seit dem Jahr 2000 und sieben islamistische Anschläge seit 2011.
Vor allem gelte es, den weiteren Radikalisierungsverlauf Islamisten von im Auge zu behalten, etwa nach Verbüßung einer Haftstrafe. Die Frage sei auch, was nach dem Zusammenbruch des selbstausgerufenen Kalifats des IS geschehe. Eine große Rückkehrbewegung von Kämpfern sei aber noch nicht zu beobachten.
Sehr ernst nähmen die Sicherheitsbehörden die Gefahr durch Islamisten unter Flüchtlingen, sagte Münch. Aus mehr als 1000 Hinweisen hätten sich 160 Verfahren ergeben.