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TOP THEMA-Schwarzer Tag für Aktienbörsen - Weltweiter Kurssturz

Veröffentlicht am 10.10.2008, 16:38
Aktualisiert 10.10.2008, 16:40
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(Neu: Wall-Street-Eröffnung, aktualisierte Kurse)

- von Hakan Ersen -

Frankfurt, 10. Okt (Reuters) - Die Vertrauenskrise in das Finanzsystem hat am Freitag erneut die Aktienkurse rund um den Globus in die Tiefe gerissen. In Tokio, London und Frankfurt brachen die Kurse zeitweise um mehr als zehn Prozent ein. Auch an den Rohstoffmärkten purzelten die Preise. Börsianer sprachen von total verunsicherten Investoren. "Die meisten Anleger gehen fest davon aus, dass wir weltweit in eine Rezession rutschen. Einige befürchten sogar eine Depression", sagte ein Händler.

Der Dax<.GDAXI> rutschte zeitweise um knapp zwölf Prozent auf 4308 Punkte ab - einer der größten Tagesverluste seiner Geschichte. Zuvor hatte der Tokioter Nikkei-Index<.N225> mit einem Minus von knapp zehn Prozent den größten Kurseinbruch seit mehr als 20 Jahren verbucht. Mitverantwortlich für die Panikverkäufe in Japan war der Zusammenbruch des nicht-börsennotierten mittelgroßen Versicherers Yamato Life. Auch an der New Yorker Wall Street setzten die Aktien zum Wochenschluss ihre rasante Talfahrt zur Eröffnung fort, drehten dann aber vorübergehend ins Plus. Daraufhin grenzten die europäischen Börsen ihre Verluste ein.

In Europa war von Panik aber nicht die Rede. "Es wäre fast besser, wenn jetzt endlich der große reinigende Ausverkauf käme", sagte ein Börsianer mit Blick auf die vergleichsweise moderaten Umsätze. "Denn erst wenn sich auch der Letzte von seinen Papieren getrennt hat, kann es wieder aufwärtsgehen." Mike Lehnhoff, Chefstratege des Londoner Vermögensverwalters Brewin Dolphin, ergänzte: "Es ist, als ob das Finanzsystem seine Funktionsfähigkeit verloren hat." Volkswirt Peter Dixon von der Commerzbank sagte: "Einer meiner Kollegen formulierte es folgendermaßen: 'Game over. Bitte Münzen einwerfen.'"

Die Anleger drehten auch dem Rohstoffmarkt den Rücken zu. Rohöl war so billig wie seit einem Jahr nicht mehr. Industriemetalle wie Kupfer fielen teilweise auf Mehrjahrestiefs. In ihrer Weltuntergangsstimmung flüchteten viele Anleger in den "sicheren Hafen" Gold. Eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls kostete 914,75 Dollar.

FORDERUNGEN NACH BÖRSENSCHLIESSUNG WERDEN LAUT

"Am besten wäre es, wenn wir alle Börsen für einige Tage dichtmachen", sagte ein Aktienhändler. "Dann könnten alle etwas zur Ruhe kommen. Außerdem gebe es dann genügend Zeit, damit sich alle Banken zusammensetzen und ihre Risiken restlos offenlegen können. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen." Die Deutschen Börse plant nach eigenen Angaben bislang nicht, den Aktienhandel in Deutschland komplett einzufrieren. In einigen anderen Ländern wie zum Beispiel Österreich, Island oder Russland waren die Börsen am Freitag zumindest teilweise geschlossen geblieben.

Große Erwartungen richten sich auf das Treffen der führenden Industrienationen am Wochenende. "Von dem G-7-Treffen erhoffen sich einige eine Art schwedische Lösung für die Krise - also mindestens eine Teil-Verstaatlichung der Banken", sagte ein Händler. Bundesbank-Präsident Axel Weber schloss einen solchen Schritt nicht aus. "Wenn am Markt keine Möglichkeit zur Kapitalaufnahme besteht, muss der Staat als Anteilseigner vorübergehend einspringen können", sagte Weber in Washington.

FINANZBRANCHE FÜHRT VERLIERERLISTE AN

Vor allem Finanzwerte warfen Anleger in hohem Bogen aus ihren Depots. In Frankfurt brachen die Aktien der Deutschen Bank um 16,9 Prozent ein. In London verbuchten einmal mehr HBOS und Royal Bank of Scotland die größten Abschläge. Deren Papiere rutschten um 26,5 Prozent beziehungsweise um 19,3 Prozent ab. In der Schweiz fielen die Titel der Credit Suisse um 15,4 Prozent, an der Pariser Börse gaben die Aktien der BNP Paribas 14,9 Prozent nach.

Einziger Gewinner im Dax war - wie so häufig in den vergangenen Tagen - Volkswagen. Die Titel verteuerten sich um 6,5 Prozent auf 315,77 Euro. Händlern zufolge wird am Markt weiter darüber gerätselt, ob sich ein Investor verspekuliert hat und sich nun zu jedem Preis mit VW-Aktien eindecken muss.

(Unter Mitarbeit von: Andrea Lentz, Paul Bolding, Stefan Schaaf; redigiert von Ralf Banser)

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