Frankfurt (Reuters) - Die Verschnaufpause am europäischen Aktienmarkt setzt sich fort.
Der Dax lag am Mittwochmittag trotz einer Reihe überzeugender Firmenbilanzen 0,1 Prozent im Minus bei 13.371 Punkten, der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf 3650 Zähler. "Was hochgeht, muss auch wieder runterkommen", hieß es in einem Kommentar der Helaba. Eine Korrektur am deutschen Aktienmarkt werde wahrscheinlicher. In den vergangenen drei Monaten hat der Dax mehr als neun Prozent gewonnen.
Die Stimmung im europäischen Bankensektor verdarb Credit Agricole (PA:CAGR), deren Aktien knapp fünf Prozent nachgaben. Ein Einbruch im Handelsgeschäft und der schwächelnde Heimatmarkt drückten den Gewinn der französischen Großbank. Der Sektorindex für europäische Bankenwerte gab 0,4 Prozent ab.
Getrübt wurde die Laune im Finanzsektor auch von Sorgen, die US-Steuerreformen könnte später umgesetzt werden als erhofft. "Die Debatten im Senat haben gezeigt, dass es eine Menge Meinungsverschiedenheiten und Probleme gibt", sagte Stratege Derek Halpenny vom Analysehaus Mitsubishi (T:7211) UFJ.
HEIDELCEMENT UND E.ON (DE:EONGn) LIEFERN ROBUSTE ZAHLEN
Unterstützung lieferten hingegen robuste Bilanzzahlen. Heidelbergcement überzeugte die Anleger mit Kosteneinsparungen und einem überraschend hohen Gewinn im dritten Quartal. Die Aktien stürmten um mehr als fünf Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 89,23 Euro.
Auch Versorger E.ON konnte punkten. Die Titel legten 1,8 Prozent zu und notierten zeitweise so hoch wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Nur neun Monate nach dem 16 Milliarden Euro hohen Fehlbetrag von 2016 fuhr der Versorger einen Nettogewinn von 3,7 Milliarden ein.
Besser als erwartet schnitt zudem der niederländische Supermarktbetreiber Ahold Delhaize ab. Auch der angekündigte Aktienrückkauf sei ein "starkes Signal", betonten die Analysten von Bernstein. Die Aktien legten knapp sechs Prozent zu. Der britische Handelskonzern Marks & Spencer verbuchte hingegen Rückgänge bei Umsatz und Gewinn. Die Titel verloren an der Londoner Börse ein halbes Prozent.
WIRBEL UM WIRECARD
Gesprächsthema waren die Kursverluste von knapp sieben Prozent von Wirecard. Der Zahlungsdienstleister wehrt sich gegen Vorwürfe, er verstoße gegen die Glücksspielgesetze in Deutschland. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete am Mittwoch, Institute wie die Wirecard Bank führten Konten für Glücksspiel-Anbieter außerhalb Deutschlands, über die auch Auszahlungen an Spieler abgewickelt würden. Das verstoße nach Auffassung des niedersächsischen Innenministeriums und mehrerer Juristen gegen den Glücksspiel-Staatsvertrag.
INVESTOREN BEHALTEN ÖLPREISE IM BLICK
Da die Agenda für wichtige Wirtschaftsdaten am Mittwoch leer blieb, richtete sich der Blick der Marktteilnehmer verstärkt auf die Lage im Nahen Osten und die Ölpreise. Die politischen Entwicklungen in Saudi-Arabien und eine drohende Eskalation mit dem Iran sorgten für Verunsicherung. Die Hoffnung auf Unterstützung durch Förderbremsen der erdölexportierenden Länder stützte die Kurse aber. Am Mittwochmittag notierte die Nordseesorte Brent rund 0,1 Prozent höher bei 63,75 Dollar das Fass.