Bayer (WKN: BAY001) gilt als Substanzwert. Das Unternehmen besitzt ein wertvolles Pharmageschäft und ist aufgrund der Übernahme von Monsanto (NYSE:MON) zum weltgrößten Saatguthersteller aufgestiegen.
Und dennoch kostete die Aktie alle Anleger seit 2015 viele Nerven. Stand sie einst bei 146,20 Euro, liegt sie heute nur noch bei 53,01 Euro (19.01.2021). Wird Bayer also nun endlich die Wende gelingen? Diese Punkte sprechen für den Konzern und seine Aktie:
1) Aufbau eines vielversprechenden Zell- und Gentherapiegeschäfts Bayer hat in den vergangenen Monaten hohe Summen in den Aus- und Aufbau seines Zell- und Gentherapiegeschäfts investiert. Dazu wurden allein im Jahr 2020 über 25 Kooperationen geschlossen und Firmen übernommen. Mittlerweile besitzt der Konzern in diesem Bereich über 50 Projekte, die sich in der klinischen Entwicklung befinden.
Wenn wir Bayer trotz aller Probleme etwas zugutehalten können, dann dass der Konzern in seinen Segmenten immer nach einer führenden Position strebt. So war es im Saatgutsektor, auch wenn hier Risiken unterschätzt wurden, und so ist es nun auch im Zell- und Gentherapiebereich.
„Wir treiben die Transformation unseres Geschäfts voran und bauen unser vielversprechendes Entwicklungsportfolio zusammen mit unseren Partnern aus. Unser gemeinsames Ziel ist es, Patienten bahnbrechende Therapien zur Verfügung zu stellen und die Gesundheitssysteme mittel- und langfristig nachhaltiger zu machen“, so der Leiter der Pharmasparte Stefan Oelrich.
Bayer verspricht sich mit den Therapien einen neuen Wachstumsschub, denn mit ihnen lassen sich die Ursachen vieler schwer behandelbarer Krankheiten bekämpfen. Darunter beispielsweise die Pompe’sche, die Parkinson’sche Krankheit, Hämophilie A und systolische Herzinsuffizienz.
Sieben Projekte befinden sich bereits in der fortgeschrittenen Entwicklung. Sollte auch nur ein Mittel erfolgreich sein, könnte Bayer zusätzliche Umsätze im Milliardenbereich erwirtschaften, weil es für viele Krankheiten noch keine geeignete Therapie gibt. Der Konzern könnte so über lange Zeit zunächst die Preise diktieren.
2) Investitionen in digitale Gesundheitsangebote Die Zukunft sind individualisierte Therapien und Medikamente, aber auch Gesundheitsangebote. In diese investiert Bayer. Dazu die Senior VP of Digital & Commercial Innovation des Konzerns Jeanne Kehren: „Wir werden Integrated-Care-Lösungen zu einem wesentlichen Pfeiler des Pharmageschäfts unseres Unternehmens machen.
Auf der Grundlage unserer Kompetenz im pharmazeutischen Sektor können wir eine Brücke zwischen Technologie und Gesundheitswesen schlagen. Wir erwarten, dass digitale Gesundheitsangebote in den nächsten zehn Jahren erheblich zu unserem Umsatz beitragen werden.“
3) Beteiligung an der Impfstoffproduktion Dem Aktienkurs hilft aktuell ganz sicher, dass sich Bayer bereit erklärt hat, Curevac (NASDAQ:CVAC) (WKN: A2P71U) bei der Impfstoffentwicklung und -produktion zur Seite zu stehen. Dieser Einsatz wird Bayer nicht nur finanziell helfen, sondern vor allem die Anerkennung des Unternehmens verbessern.
Oft konzentrieren wir uns beim Investieren nur auf Zahlen. Charakter, Einstellung und Engagement sind jedoch mindestens ebenso wichtig. Hier sammelt Bayer derzeit Pluspunkte.
4) Kontinuierliche Suche nach einer Lösung im Glyphosatstreit Hauptbelastungsfaktor für die Bayer-Aktie (DE:BAYGN) waren in den vergangenen Jahren die vielen Glyphosatklagen. Für einen Großteil dieser konnte der Konzern bereits einen Vergleich aushandeln. Einziger Streitpunkt ist derzeit noch der Umgang mit allen zukünftigen Klagen. Doch auch hier wird bald eine Einigung erwartet.
5) Günstige Aktienbewertung Rechnen wir einmal alle Sonderbelastungen heraus, die nach Beilegung des Glyphosatstreits nicht mehr anfallen sollten, ist die Bayer-Aktie immer noch unterbewertet.
Fazit Historisch gesehen konnte selbst in den schwierigsten US-Prozessen gegen Konzerne am Ende immer eine Einigung erzielt werden. Dies sollte auch Bayer gelingen. Sollte dieses belastende Kapitel in diesem Jahr abgeschlossen werden, könnte die Bayer-Aktie sehr schnell drehen. An der Börse gibt es jedoch nie Gewissheit, sodass wir auch immer auf das Gegenteil vorbereitet sein müssen.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021