ISTANBUL/ATHEN/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Türkei hat für die Suche nach Erdgas ein weiteres Schiff ins östliche Mittelmeer entsandt - und dürfte damit einen Konflikt mit Zypern und Griechenland weiter anheizen. Die "Yavuz", die am Donnerstag ausgelaufen ist, solle ab Anfang Juli für drei Monate in 3300 Metern Tiefe bohren, sagte Energieminister Fatih Dönmez am Donnerstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
Gebohrt wird vor der Mittelmeerinsel Zypern. Dort arbeiten schon zwei weitere türkische Schiffe innerhalb der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Zypern. In ihrer AWZ hat Zypern das alleinige Recht zur wirtschaftlichen Ausbeutung von Ressourcen. Eines der türkischen Schiffe hat bereits Probebohrungen nach Erdgas vorgenommen.
Der zyprische Präsident Nikos Anastasiades forderte beim EU-Gipfel am Donnerstag neben einer klaren Verurteilung der türkischen Aktivitäten auch Sanktionen, zum Beispiel das Einfrieren aller Gespräche zur Erweiterung der Zollunion. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras schloss sich dem an. Griechenland ist eine Garantiemacht für die geteilte Insel, die EU-Mitglied ist. 70 Prozent der Zyprer haben zudem griechische Wurzeln. Sie leben vornehmlich im Süden der Insel.
Im jüngsten Entwurf der Gipfel-Schlussfolgerungen hieß es, die EU sei bereit, angemessen auf die illegalen Aktivitäten der Türkei zu reagieren.
Die Türkei wehrt sich gegen die Kritik. Ihrer Meinung nach hat die Türkei als Land mit der längsten Küste ebenfalls Anspruch auf die Meeresgegend. Sie sieht sich auch als Anwalt der türkischen Zyprer im Norden der Insel, der von türkischen Truppen besetzt ist.
In den vergangenen Jahren hatten Erdgaskonzerne im Auftrag der Republik Zypern westlich der Insel reiche Erdgasvorkommen entdeckt. Die Suche geht weiter. Ankara lehnt die Aktivitäten ab, weil sie ohne die Zustimmung der türkischen Zyprer vorgenommen würden - vor allem, solange der Konflikt um die geteilte Insel nicht gelöst sei.