Bitcoin war eigentlich abgehakt. Nach einem Raketenstart ins neue Jahr blieb die digitale Münze bei der Marke von 42.000 US-Dollar stecken und versank alsbald in Lethargie.
Doch über Nacht wendete sich das Blatt. Innerhalb weniger Stunden verteuerte sich Bitcoin in der Spitze um 20 % (Stand für diese Zahl und alle weiteren Zahlen: 29.01.2021).
Ist es dem Robinhood-Mob mit der Gamestop-Aktie etwa zu langweilig geworden? Vielleicht! Doch allem Anschein nach kann sich Bitcoin vor allem bei Tesla-Chef und Jahrhundertgenius Elon Musk bedanken.
Elon Musk zündelt auf Twitter Dass soziale Medien das Zeug zur Massenhysterie haben, wissen wir nicht erst seit Donald Trump und dem Sturm auf das US-Kapitol. Neulich verabredeten sich Tausende Amateur-Händler in einem Onlineforum zum Sturm auf die exzessiv leerverkaufte Gamestop-Aktie (NYSE:GME).
Mit Erfolg! Einige Leerverkäufer mussten hastig ihre Positionen schließen und sich mit Gamestop-Aktien eindecken. Das brachte den Kurs nur noch mehr zum Kochen.
Der Herdentrieb ist real. Nicht auszudenken, was passiert, wenn jemand wie Elon Musk seine Gefolgschaft inspiriert. Der reichste Mensch der Welt hat auf dem Kurznachrichtendienst Twitter 43,7 Mio. Anhänger.
Elon Musk weiß genau, was er anrichtet, wenn er seine Twitter-Biografie kurzerhand in „#bitcoin“ ändert. Doch genau das hat er getan. Nicht wenige werden das als Ritterschlag für Satoshi Nakamotos Meisterwerk begreifen und so lange Bitcoin kaufen, bis der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.
Bitcoin oder Dogecoin? Doch als glasklare Kaufempfehlung sollte man den mehr oder weniger versteckten Hinweis von Elon Musk aus meiner Sicht nicht werten. Auf Twitter ist Musk schon öfter als Troll aufgefallen.
Gerne empfahl er öfter mal den Dogecoin. Ein Witz mit Hundegesicht, der als Bitcoin-Parodie zu verstehen ist.
Vor nicht allzu langer Zeit versuchte Bitcoin-Superinvestor Michael Saylor öffentlich über Twitter einen Wechsel der Tesla-Reserven ins Bitcoin-Netzwerk anzuregen. Elon Musk fragte daraufhin, ob man mit Bitcoin auch große Summen übertragen könne.
Haha! Sehr lustig. Ja, das kann man. Sehr gut sogar. Und das weiß Musk (immerhin Mitbegründer von Zahlungsdienstleister PayPal (NASDAQ:PYPL)) sicher auch.
Die Preisfrage ist: Spiel Elon Musk auch jetzt den Troll? Nach der Kursexplosion schrieb er auf Twitter: „Im Nachhinein betrachtet war es ohnehin unausweichlich.“ Wenn dieser Satz tatsächlich mit Bitcoin im Zusammenhang steht, könnte diesmal womöglich doch mehr Ritterschlag als Troll dahinterstecken.
Da halte ich mich fein raus Die Kursexplosion beim Bitcoin passt bestens in die Eskapaden der letzten Tage. Menschen kaufen, was andere Menschen kaufen. Menschen kaufen auch, was ein ganz berühmter Mensch anscheinend kaufen würde.
Kauft überhaupt noch jemand etwas, weil er es tatsächlich besitzen will? Weil der Besitz fundamental Sinn ergibt?
Ich fürchte, das Jahr 2021 wird das Jahr der Exzesse. Da halte ich mich fein raus (und sammle am Ende eventuell die Scherben auf).
Motley Fool Deutschland 2021