FRANKFURT (dpa-AFX) - Die neu aufgeflammte Übernahmefantasie in der Pharmabranche hat den deutschen Aktienmarkt nach der Osterpause beflügelt. Zudem gab es freundliche Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA. Der Dax (ETR:DAX) schloss am Dienstag 2,02 Prozent im Plus bei 9600,09 Punkten. Damit knüpfte der Leitindex an seine positive Tendenz vor den Feiertagen an - zum Rekordhoch fehlen ihm damit nur noch knapp 200 Punkte beziehungsweise zwei Prozent. Für den MDax (ETR:MDAX) ging es am Dienstag um 1,42 Prozent auf 16 372,55 Punkte hoch und der TecDax (ETR:TDXP) gewann 2,42 Prozent auf 1228,14 Punkte.
Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) stand am Ende ein Anstieg um fast anderthalb Prozent zu Buche. Hier bremste der Kurseinbruch beim Siemens (ETR:SIE)-Rivalen Philips nach enttäuschenden Zahlen etwas. Die nationalen Indizes in Paris und London legten ähnlich stark zu. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial (DJI:DJI) rückte zum europäischen Handelsschluss um mehr als ein halbes Prozent vor.
ANALYST BEZWEIFELT NACHHALTIGKEIT JÜNGSTER RALLY
Marktanalyst Jens Klatt von DailyFX bezweifelt indes mit Blick auf die weiter angespannte Lage in der Ukraine die Nachhaltigkeit der jüngsten Kursentwicklung. "Auch die US-Unternehmenszahlen waren in den vergangenen Tagen keineswegs derart imposant, dass sie diesen Kursanstieg rechtfertigen würden." Die hohe Schwankungsbreite des Dax in den vergangenen drei Monaten deute auf ein hohes Maß an Unsicherheit hin.
Der US-Pharmakonzern Pfizer (NYS:PFE) FSE:PFE hat einem Bericht der "Sunday Times" zufolge in den vergangenen Wochen mit AstraZeneca (SSE:AZN) (ISE:AZN) (FSE:ZEG) über eine mögliche Übernahme gesprochen, die die Briten mit rund 100 Milliarden US-Dollar bewerten könnte. AstraZeneca habe zwar dem Werben der Amerikaner nicht nachgegeben. Allerdings könnte Pfizer es mit einem neuen Angebot versuchen. Auch Novartis (FSE:NOT) VTX:NOVN und GlaxoSmithKline (FSE:GS7) (ISE:GSK) sorgen aktuell mit einem Milliardendeal für Aufsehen. Der Umbau des schweizerischen Branchenvertreters im Zusammenspiel mit seinem britischen Rivalen sei für beide Seiten strategisch sinnvoll, schrieb Analyst Graham Parry von der US-Investmentbank Merrill Lynch.
'ÜBERNAHMEFANTASIE IN PHARMABRANCHE IST ZURÜCK'
"Die Übernahmefantasie in der Pharmabranche ist zurück", ergänzte ein Händler. Dementsprechend führten Aktien des Sektors die Liste der Kursgewinner im Dax an. Die Titel von Bayer (ETR:BAYN) und Merck zogen an der Indexspitze um jeweils knapp vier Prozent an. Im MDax verteuerten sich die zuletzt abgestraften Anteilsscheine des Generika-Herstellers Stada (ETR:SAZ) um 4,22 Prozent. Auch europaweit verzeichnete die Branche die größten Gewinne. Die Kurse vieler Pharmaaktien seien in den letzten Wochen übertrieben stark unter Druck geraten, sagte Marktexperte Christian Kremer vom Handelshaus X-Trade Brokers. Nun setzten die Titel wieder zur Erholung an.
Andere Nachrichten verblassten angesichts der Neuigkeiten aus der Pharmabranche. Am MDax-Ende verloren die Papiere des Lichtspezialisten Osram (ETR:OSR) 3,08 Prozent, was Analyst Tim Wunderlich von der Privatbank Hauck & Aufhäuser auf negative Impulse von der Lichtsparte von Philips zurückführte.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,25 Prozent am vergangenen Donnerstag auf 1,29 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20 Prozent auf 134,78 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,04 Prozent auf 143,82 Punkte. Der Euro notierte bei 1,3803 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,3817 (Donnerstag: 1,3855) Dollar festgesetzt, der Dollar kostete damit 0,7238 (0,7218) Euro.
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---