FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Mit der "Notenbank-Rallye" aus der vergangenen Woche ist die 11.000-Punkte-Marke beim DAX wieder in Reichweite gerückt. In dieser Woche könnte die Fed für Rückenwind sorgen.
Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen der EZB, in der neuen Woche gilt die Aufmerksamkeit der US-Notenbank Fed. "So offen wie bisher nie zuvor hat EZB-Chef Draghi die Ausweitung der beschlossenen Anleihekäufe in Aussicht gestellt", erklärt Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank mit Blick auf die EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag. Gleichzeitig hätten sich die Währungshüter auch offen gezeigt, den ohnehin schon negativen Einlagenzins weiter abzusenken. "Damit wird eines klar: Die Nullzinsphase in Europa geht in die Verlängerung!"
Der DAX legte daraufhin vergangene Woche um fast 7 Prozent zu auf 10.795 Punkte, am Montagmorgen notiert der Index bei 10.779 Punkten leich darunter. An den internationalen Börsen beflügelte auch die Lockerung der chinesischen Geldpolitik am Freitag die Kurse. Laut Commerzbank hat die Reaktion an den Aktienmärkten in der vergangenen Woche gezeigt, dass weiter alles an der Geldpolitik hängt. "In der Vergangenheit bedeutete dies Kursgewinne durch steigende Bewertungen, da die Unternehmensgewinne nicht mitkamen." Dank des niedrigeren Kursniveaus hätten sich die Bewertungen global nun aber wieder entspannt, so dass tatsächlich Potenzial für eine Bewertungsausweitung bestehe. "Kurzfristige Rücksetzer sind Kaufgelegenheiten."
"Der Auftakt der Berichtssaison fiel besser aus als von vielen erwartet", bemerkt die Landesbank Baden-Württemberg. Nach SAP habe auch Daimler starke Quartalszahlen präsentiert. Dazu gekommen sei die Hoffnung auf eine Ausweitung des EZB-Anleihekaufprogramms im Dezember. "Damit ist die von uns im Oktober erwartete Bodenbildung vollzogen und der Grundstein für einen versöhnlichen Jahresausklang gelegt."
Technik: keine freie Fahrt nach oben
Charttechniker verweisen aber auf Hürden. Laut Armin Kremser von der DZ Bank hat sich mit dem dynamischen Überwinden des letzten Reaktionshochs die charttechnische Gesamtsituation am Donnerstag aufgehellt. "Aktuell dürfte der DAX auf dem Weg sein, einen Test der 200-Tage-Linie bei 11.040 Punkten zu initiieren." Dort bestehe allerdings ein aus charttechnischer Sicht großes Hindernis für das weitere Fortkommen. "Viele Marktteilnehmer dürften spätestens auf diesem Niveau geneigt sein, Gewinnmitnahmen zu tätigen."
"In September fiel den Bären die mittelfristige Aufwärtstrendlinie in die Hände", erklärt unterdessen Christian Henke von IG. Der Aufwärtstrend sei jedoch recht schnell wieder zurückgewonnen worden und fungiere im Wochenchart bei derzeit 9.890 Punkten nun wieder als Unterstützung. Zudem sei der Sprung über die psychologisch wichtige Marke bei 10.000 Zählern gelungen - eine weitere Verteidigungslinie der Bullen. "Allerdings befindet sich der DAX seit April dieses Jahres in einem Abwärtstrendkanal." Erst oberhalb der oberen Trendkanallinie bei momentan 11.240 Punkten sowie der ehemaligen und aus dem Jahr 2011 stammenden Aufwärtstrendlinie bei derzeit 11.320 Zählern könne der DAX wieder zur Normalität zurückkehren. Zuvor seien im Wochenchart zwei weitere Hürden auszumachen. "Zum einen könnten der fallende gewichtete 200-Tage-Durchschnitt bei 11.854 Punkten und zum anderen die psychologische Preisregion bei 11.000 Zählern den Bullen einen Strich durch die Rechnung machen."
Höhepunkt dieser Woche ist ohne Zweifel die US-Notenbanksitzung am Mittwoch, daneben gibt es aber auch viel Neues von Unternehmensseite. In Deutschland berichten unter anderem BASF, Bayer, die Deutsche Bank, Lufthansa, Fresenius sowie Fresenius Medical Care und Volkswagen über das abgelaufene Quartal.Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 26. Oktober
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Oktober.
Dienstag, 27. Oktober
Webinar "Neue Chancen mit Short- und Hebel- und Smart-ETFs"
Mittwoch, 28. Oktober
19.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Kaum einer erwartet, dass die Fed auf dieser Sitzung an der Zinsschraube dreht, bemerkt die Commerzbank, und die US-Notenbank werde diese Erwartung wohl nicht enttäuschen. Seit der letzten Sitzung im September seien zu wenige neue Daten veröffentlicht worden, um der Fed die nötige Sicherheit für einen Abschied von der siebenjährigen Nullzinsphase zu geben. Im Dezember könne dies anders aussehen.
Donnerstag, 29. Oktober
13.30 Uhr. USA: BIP drittes Quartal. Im dritten Quartal dürfte das BIP in den USA nur um annualisiert 1,6 Prozent angestiegen sein, meint die DekaBank. Allerdings resultiere die Abschwächung maßgeblich aus einer notwendigen Lagerkorrektur. Hinzu komme ein negativer Wachstumsbeitrag vom Außenhandel. Die inländische Nachfrage entwickle sich hingegen kräftig.
Freitag, 30. Oktober
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Eurozone Oktober. Nach Ansicht der Commerzbank ist die Inflationsrate im Euroraum bei -0,1 Prozent geblieben (Konsens: -0,1 Prozent). Zwar habe der inflationssenkende Beitrag der Energiekomponente wohl leicht abgenommen, dieser Effekt werde jedoch von einem leichten Rückgang der Kernteuerungsrate kompensiert werden.
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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse (DE:DB1Gn) AG
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© 26. Oktober 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.