Investing.com - Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl sorgt allmählich für Unruhe an den Finanzmärkten. Laut den Strategen der Investmentbank Evercore zeigt der Volatilitätsindex VIX bereits erste Anzeichen von Nervosität unter den Anlegern. In einer aktuellen Mitteilung heißt es, der VIX sei „mit dem Eintritt in die heiße Phase des Wahlkampfes nach oben geklettert“.
Mit weniger als einem Monat bis zur Wahl zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump beschreiben die Strategen das Rennen als „Kopf-an-Kopf“. Der Vorsprung, den Harris nach der TV-Debatte im September aufgebaut habe, sei geschmolzen, und Trump habe laut dem PredictIt-Wettmarkt sogar eine leichte Führung übernommen. „Statistisch gesehen kann alles passieren“, erklärte Evercore.
In der Vergangenheit haben US-Wahlen immer wieder zu erhöhter Marktvolatilität geführt. Besonders auffällig waren die Jahre 2016 und 2020, als der VIX vor den Wahlen signifikant anstieg. Die Strategen verweisen außerdem auf das Jahr 2000, als ein umstrittenes Wahlergebnis die Märkte weiter verunsicherte. Eine ähnliche Entwicklung könnte in diesem Jahr ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
Laut Evercore wäre das aus Marktsicht kurzfristig positivste Szenario ein Wahlsieg Trumps in Verbindung mit einer gespaltenen Regierung. Ein solches Ergebnis würde voraussichtlich nicht angefochten und könnte von politischen Blockaden profitieren, die häufig als stabilisierend für die Märkte wirken. Im Gegensatz dazu sei ein „Harris + geteilte Regierung“-Szenario das am wenigsten vorteilhafte Ergebnis für die Märkte, da es zu einem umstrittenen Ausgang führen und zusätzliche Volatilität auslösen könnte.
Trotz der Unsicherheit rund um die US-Wahlen hält Evercore an seinem Jahresendziel von 6.000 Punkten für den S&P 500 fest. Dabei betonen die Analysten jedoch, dass dies kurzfristige Marktschwankungen, wie sie vor den Wahlen 2016 und 2020 auftraten, nicht ausschließe. Auch ein „Meltup“ genannter starker Anstieg bis zum Jahresende sei weiterhin möglich.
Ein weiteres potenzielles Risiko besteht darin, dass der Gewinner der Wahl möglicherweise nicht sofort feststeht. Wie der Politikwissenschaftler Justin Grimmer von der Stanford University in einem Webinar erklärte, könnte der Ausgang der Wahl erst innerhalb einer Woche nach der Abstimmung feststehen. Es bestehe zudem eine „nicht zu vernachlässigende“ Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis unklar bleibe oder intensiv angefochten werde, warnen die Evercore-Strategen.
Eine Verzögerung oder ein umstrittenes Ergebnis könnte nicht nur die Märkte, sondern auch die breitere Wirtschaft belasten. Laut Evercore wirkt sich die Unsicherheit bereits auf die Stimmung der kleinen Unternehmen aus, die mit einem Rekordniveau an Unsicherheit zu kämpfen haben. Viele Unternehmen würden darauf warten, dass nach den Wahlen wieder mehr Klarheit herrscht, um mit Zuversicht weiter planen zu können.
In diesem volatilen Umfeld rät Evercore zu einer Übergewichtung von Sektoren wie Informationstechnologie und Kommunikationsdiensten, insbesondere in den Bereichen Software und Biotech. Diese wachstumsstarken Sektoren könnten durch defensivere Anlagen wie Konsumgüter und Gesundheitswesen ergänzt werden, um das Risiko auszugleichen.
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