Frankfurt (Reuters) - Wegen der festgefahrenen Verhandlungen über ein neues US-Konjunkturpaket zur Bewältigung der Corona-Krise halten sich Aktienanleger mit weiteren Käufen zurück.
“Eine Einigung könnte noch auf sich warten lassen”, warnte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag jeweils 0,2 Prozent auf 13.041 und 3357 Punkten.
Mit sorgenvoller Miene blickten Investoren zudem auf die anstehenden Handelsgespräche zwischen den USA und China. Die Beziehungen der beiden weltgrößten Volkswirtschaften könnten sich in den kommenden Monaten weiter verschlechtern, prognostizierte Wang Tao, Chef-Volkswirt für China bei der Bank UBS (SIX:UBSG).
BILLIGES NOTENBANKGELD STÜTZT AKTIEN UND GOLD
Größere Rücksetzer am Aktienmarkt seien aber nicht zu erwarten, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. “Die Investoren rechnen mit weiteren massiven Konjunkturspritzen und gehen davon aus, dass die expansive Geldpolitik in Europa sowie den USA noch lange Zeit anhalten wird. Mit der gigantischen Flut an billigem Geld bleiben Aktien äußerst attraktiv.”
Diese seien inzwischen aber überbewertet, warnte Adrian Ash, Chef-Analyst des Online-Brokers BullionVault. Außerdem gefährde die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken die Kaufkraft der Verbraucher. “Seltene und unverwüstliche Edelmetalle bieten eine bewährte Verteidigung gegen eine Währungsabwertung.” Vor diesem Hintergrund verteuerte sich Gold um ein knappes Prozent auf 1934,81 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
BILANZSAISON LÄUFT AUF VOLLEN TOUREN - TELEKOM GEFRAGT
Daneben hielt eine Flut von Firmenbilanzen die Börsianer auf Trab: Mit einem Kursplus von gut zwei Prozent setzte sich die Deutsche Telekom (DE:DTEGn) an die Spitze des Dax. Dank der Fusion seiner US-Tochter T-Mobile mit dem Rivalen Sprint hat sich der Bonner Konzern nach einem Gewinnsprung im Quartal höhere Gesamtjahresziele gesteckt. “Investoren werden das robuste Geschäftsmodell und die künftigen Synergien honorieren”, kommentierte Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe.
Die Titel von SMA Solar (DE:S92G) stiegen zeitweise um mehr als 14 Prozent und erreichten mit 33,24 Euro den höchsten Stand seit einem knappen halben Jahr. Die Quartalsergebnisse hätten durch die Bank über den Erwartungen gelegen, schrieb Analyst Constantin Hessen von der Investmentbank Jefferies. Die Coronavirus-Krise habe das Geschäft des Solarindustrie-Zulieferers kaum beeinträchtigt.
NORDEX UND CARLSBERG ENTTÄUSCHEN MIT ZAHLEN
Nordex (DE:NDXG) hätten die Auswirkungen der Pandemie auf die Produktion die Bilanz dagegen verhagelt, fügte Jefferies-Experte Hesse hinzu. Die Nachfrage bleibe allerdings hoch und werde in den kommenden Quartalen sicher weiter anziehen. Nordex-Aktien steuerten dennoch mit einem Minus von zeitweise gut elf Prozent auf den größten Tagesverlust seit etwa einem halben Jahr zu.
In Kopenhagen rutschten die Titel von Carlsberg um fast fünf Prozent ab. Wegen der Pandemie-Beschränkungen verbuchte der weltweit drittgrößte Bier-Brauer einen Umsatzrückgang im Quartal. Gleichzeitig warnte das Unternehmen vor einem Rückgang des operativen Gesamtjahresgewinns um bis zu 15 Prozent und setzte Aktienrückkäufe aus.