Die Aktie und die Investoren von TUI (DE:TUIGn) (WKN: TUAG00) erleiden momentan ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle. Einerseits ist die Aktie in den vergangenen Wochen und Monaten auf beeindruckende Weise gecrasht. Notierte das Papier noch vor einem Jahr auf einem Kursniveau von 18,11 Euro, finden wir die TUI-Aktie gegenwärtig lediglich auf einem Kursniveau von 9,44 Euro (29.07., maßgeblich für alle Kurse) wieder. Man könnte daher sagen, der Reisedienstleister hat sich in seinem Wert glatt halbiert.
Auch operativ kommt dieses Wechselbad der Gefühle zum Ausdruck. So belastete seit Jahresbeginn insbesondere das Dilemma rund um die Bedenken hinsichtlich der Boeing-Maschinen. Ein Aspekt, der TUI in diesem Jahr ordentlich Geld kosten dürfte. Andererseits könnte auch hier durch Boeing (NYSE:BA) möglicherweise eine Kompensation erfolgen, denn immerhin hat der Flugmaschinenbauer inzwischen mehrere Milliarden US-Dollar für derartige Zwecke bereitgestellt.
Doch auch aus eigenem Antrieb scheint TUI wieder zurück in die Erfolgsspur kommen zu wollen, wie nun eine durchaus bemerkenswerte Meldung zur operativen Zukunft des Unternehmens unterstreicht.
TUI verzichtet künftig auf … Wie das TUI-Management nämlich nun verkündet hat, werde man künftig auf eine relativ bekannte Säule des bisherigen Servicegeschäfts verzichten. Hierbei sollen konkret die 18 Servicestationen, die sich an vielen deutschen Flughäfen befinden, bereits kurzfristig von der Bildfläche verschwinden, wodurch sich TUI mittelfristig neu positionieren will.
Wie das Management im Kontext dieser Maßnahme betont, würden inzwischen sowieso viele Abläufe, die früher mal am Flughafen getätigt worden sind, bereits digital im Vorfeld der jeweiligen Reise erledigt werden. Entsprechend reagiere man hierbei nun quasi auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse und Verhaltensweisen, was natürlich auch die Kosten von TUI langfristig reduzieren dürfte.
Dennoch sei für TUI weiterhin Service ein wichtiges Thema. Entscheidend sei für Kunden demnach weiterhin, dass die Qualität, die Erreichbarkeit und die Serviceversprechen unabhängig von Zeit und Ort abrufbar seien. Ein Aspekt, der künftig digital und nicht mehr fix vor Ort an den Flughäfen möglich sein wird.
Eine interessante Ausrichtung für die Zukunft In meinen Augen handelt es sich hierbei durchaus um einen bemerkenswerten und möglicherweise wegweisenden Schritt für TUI. Viele Bereiche unseres Lebens verändern sich schließlich und werden zunehmend digital. Eine Entwicklung, die natürlich auch die Reisebranche nicht unberührt lässt.
TUI scheint hier einen Weg gefunden zu haben, um weitere Kosten einsparen und sich somit in eine bessere operative Verfassung bringen zu können, ohne schmerzhafte Einschnitte in Kauf nehmen zu müssen. Denn über kurz oder lang wäre vermutlich sowieso vieles digital geworden, was den Schritt weg von den Servicecentern vor Ort an Flughäfen nun weniger dramatisch werden lässt. Oder, um es positiver auszudrücken, vielleicht einfach nur früher.
Zudem scheint das Management insgesamt bestrebt zu sein, neue und insbesondere digital Wege ausprobieren zu wollen. So hat CEO Joussen bereits mehrfacht betont, dass die Digitalisierung auch für Reisekonzerne immer wichtiger wird. Investoren können entsprechend gespannt sein, welche weiteren Schritte hier noch folgen.
Weiterer Schritt in die richtige Richtung Letztlich dürfte es sich bei dieser neuen Maßnahme daher um einen weiteren Schritt in eine bessere operative Zukunft handeln. Die Aussicht auf Kompensation durch Boeing hat die TUI-Aktie innerhalb der vergangenen Handelstage bereits neues Leben eingehaucht. Die Einsparungen sowie die künftigen Digitalpläne dürften hingegen mittel- bis langfristig ihre Wirkung entfalten.
Investoren, die daher weiterhin auf der Suche nach einer spannenden und langfristig durchaus interessanten Value- und Dividendenaktie sind, könnten zumindest ein interessiertes Auge auf TUI werfen.
Vincent besitzt Aktien von TUI. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019