Berlin, 27. Apr (Reuters) - Der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt hat sich skeptisch zu der staatlichen Kaufprämie für Elektro-Autos geäußert. "Eigentlich ist die Automobilindustrie selbst in der Pflicht, den Kunden bessere Angebote zu machen", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Der Staat trage lediglich die Verantwortung für die Forschungsförderung - beispielsweise in den Bereichen Batterien und Materialien - und für die Infrastruktur.
"Die jetzt beschlossene Kaufprämie auf Kosten des Steuerzahlers dürfte trotz der zu befürchtenden Mitnahmeeffekte dem Absatz von Elektrofahrzeugen zwar einen Schub geben", sagte Schmidt, der auch Präsident des Essener RWI-Instituts ist. Das Ziel, bis 2020 in Deutschland eine Million Elektrofahrzeuge zu haben, sei ohne zusätzliche Anstrengungen voraussichtlich nicht erreichbar. "Aus volkswirtschaftlicher Sicht wäre es allerdings sinnvoller gewesen, stattdessen über eine Verschiebung des unrealistisch gewordenen Ziels um einige Jahre nachzudenken."
Die Bundesregierung will den Kauf von Elektro-Autos mit einer Prämie von 4000 Euro fördern. Für Plug-In-Hybride ist ein Kaufanreiz von 3000 Euro vorgesehen. Mit dem Programm soll der Kauf von etwa 400.000 Fahrzeuge gefördert werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1,2 Milliarden Euro, von denen der Staat und die Industrie jeweils die Hälfte tragen.