Berlin (Reuters) - Die Medizinsoftware-Firma Compugroup Medical setzt für die Zukunft auf elektronische Patientenakten.
"Meine Vision ist, dass das Geschäft mit elektronischen Patientenakten unser drittes Standbein wird", sagte der Vorstandschef des Koblenzer Unternehmens, Frank Gotthardt, der Nachrichtenagentur Reuters über die Datenbanken, die die Speicherung von Informationen zu Behandlungen, Diagnosen und Medikamenten vereinheitlichen sollen. "Ich wage nicht zu sagen, ob das Geschäft größer oder genauso groß wird wie unsere anderen Sparten." Bisher hat das im SDax notierte Unternehmen vor allem Software für Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken im Angebot und vernetzt Akteure des Gesundheitswesens.
Compugroup Medical sieht sich schon jetzt als Marktführer bei elektronischen Patientenakten in Deutschland. Genaue Zahlen nennt das Unternehmen nicht. Konkurrenten auf diesem Gebiet sind Krankenkassen, etwa die Techniker Krankenkasse. In den meisten Fällen liegen bislang medizinische Daten dezentral bei Ärzten und Krankenhäusern, Therapeuten und Krankenkassen, was sich ändern soll. "Wir stehen noch ganz am Anfang", sagte Gotthardt. Das Gesundheitsministerium müsse definieren, welche Bedingungen eine solche elektronische Patientenakte erfüllen solle. Zudem müsse gewährleistet sein, dass verschiedene Akteure Informationen einpflegen und bearbeiten können. Ende September hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf verabschiedet, wonach Krankenkassen ihren Versicherten spätestens ab 2021 eine elektronische Patientenakte zur Verfügung stellen müssen.
Während bei der Compugroup die elektronische Patientenakte das Zukunftsgeschäft darstellt, treibt die Firma im Moment vor allem die schleppende Vernetzung aller Beteiligten im Gesundheitswesen (Telematik-Infrastruktur) um. Dabei geht es vor allem um Datensicherheit. Neben Compugroup bietet nur noch die Deutsche Telekom (DE:DTEGn) eine Lösung für abhörsichere Datenübertragung an - was als Voraussetzung für die Vernetzung gilt. "Wir benötigen einen schnellen Roll-Out der Telematikinfrastruktur bis Ende 2019, denn dann können wir endlich über andere Dinge reden", sagte Compugroup-Gründer Gotthardt. Fürs Gesamtjahr hält die in 40 Ländern aktive Firma daran fest, Erlöse zwischen 700 und 730 Millionen Euro zu erzielen.
Am Montagmorgen hatte ein Medienbericht die Aktien auf Talfahrt geschickt. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zitierte Gotthardt mit der Aussage, dass die Jahreserlöse bei etwa 700 Millionen Euro liegen dürften. Zur Eröffnung ging es für das Papier mehr als sechs Prozent nach unten. Später pendelte sich die Aktie bei einem Minus von zwei Prozent ein. OLDEBUS Reuters Germany Online Report Company News 20181008T124805+0000