Investing.com - Während der Gesamtmarkt wegen der kriegerischen Handlungen in der Ukraine unter Druck steht, befreit sich der Cybersecurity-Sektor aus seiner mehrmonatigen Korrekturbewegung und richtet den Blick wieder gen Norden.
Es vergeht kein Tag, an dem die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen das für seine vom Staat finanzierte Cyber-Kriegsführung bekannte Russland nicht verschärft, während seine Truppen die Ukraine besetzen. Von Anfang an hat Putin jenen Ländern, die versuchen, Russlands Krieg zu "behindern", mit Konsequenzen gedroht, "die sie in ihrer Geschichte noch nie erlebt haben".
Die Furcht vor breit angelegten russischen Cyber-Attacken hat den ETFMG Prime Cyber Security ETF (NYSE:HACK), kurz HACK, auf Monatssicht bereits um mehr als fünf Prozent in die Höhe katapultiert. Zum Vergleich: für den S&P 500 ging es im gleichen Zeitraum um 2,3 Prozent nach unten.
Am Freitag legte der angesehene Cybersecurity-Experte und Journalist Brian Krebs sämtliche Möglichkeiten dar, wie Russland als Reaktion auf die Sanktionen einen Cyberkrieg vom Zaun brechen könnte und wie dieser Konflikt mit dem Westen weiter eskalieren könnte.
Im Mai 2021 führten russische Cyber-Kriminelle bereits eine Ransomware-Attacke auf die Colonial-Pipeline durch. Colonial, mit Sitz im Bundesstaat Georgia, ist der größte Pipelinebetreiber in den USA. Gemessen am transportierten Volumen ist die Colonial-Pipeline die größte US-Pipeline. Nach dem Hackerangriff war das gesamte Rohrleitungsnetz der Betreiberfirma vorübergehend stillgelegt worden. Der daraus resultierende Ausfall löste im ganzen Land Treibstoffengpässe und Preisspitzen aus. Dmitri Alperovitch, Mitgründer und ehemaliger Chief Technology Officer bei der Cybersecurity-Firma CrowdStrike meinte in einem CNBC-Interview, dass eine Vergeltungsmaßnahme Russlands als Reaktion auf die westlichen Sanktionen den Angriff auf Colonial-Pipeline im Vergleich dazu lächerlich erscheinen lassen könnte.
Zuletzt hatte sogar das Kollektiv Anonymous den Russen offiziell den Cyberkrieg erklärt. Der Grund: der russische Einmarsch in die Ukraine, der gegen die internationale Ordnung verstößt.
Vor dem Hintergrund der gesteigerten Aufmerksamkeit für den Cybersecurity-Sektor hat Morgan Stanley (NYSE:MS) einige Werte herausgefiltert, die unlängst massiv gefallen sind, nun aber einen Einstieg in den digitalen Sicherheitssektor ermöglichen könnten.
"Die Fundamentaldaten im Security-Bereich sind grundsolide und dürften sich aufgrund der gestiegenen Bedrohungslage für Hackerangriffe, der robusten Budgets und der angemesseneren Bewertungen besser entwickeln als der breitere Software-Sektor", schrieb Morgan Stanley in einer Notiz am Montag.
"Die jüngsten Spannungen zwischen der Ukraine und Russland dürften das Thema digitale Sicherheit insgesamt noch mehr in den Vordergrund rücken und somit auch die Bundesausgaben im Jahr 2022 in die Höhe treiben", wie die Experten argumentierten.
Konkret hat Morgan Stanley drei Cybersecurity-Aktien im Auge, die im Vergleich zu ihren Pendants mit einem beträchtlichen Abschlag zu ihren historischen Bewertungen gehandelt werden.
Das Unternehmen für Identitäts- und Zugriffsmanagement ForgeRock (NYSE:FORG) zählt zu den von Morgan Stanley ausgewählten Aktien, die mit einem Abschlag gehandelt werden. Die Aktien sind in diesem Jahr bereits um etwa 39 Prozent eingebrochen.
Dennoch halten den Titel trotz zuletzt beobachteter Kurszielsenkungen weiterhin sieben von 9 Analysten für kaufenswert. Verkaufsempfehlungen gibt es keine. Die Experten trauen der ForgeRock-Aktie in den nächsten zwölf Monaten sogar fast eine Kursverdoppelung auf 32,50 Dollar zu.
SailPoint Technologies (NYSE:SAIL), das sich ebenfalls auf IAM-Lösungen spezialisiert hat, liegt in diesem Jahr mehr als 3 Prozent im Minus.
Beim Finanzportal Investing.com sind 16 Analysten gelistet, die einen Fokus auf die SailPoint Technologies haben. Auf Sicht von einem Jahr sehen sie im Schnitt einen Kurs der Aktie von 60,40 Dollar, das entspricht bezogen auf den aktuellen Kurs einem Ertragspotenzial von 29 Prozent. Es gibt 13 Kaufempfehlungen, zwei Experten raten zum Halten, ein Experte steht mit seinem Verkaufsvotum allein.
Auch der Anbieter von Sicherheitsschulungen KnowBe4 (NASDAQ:KNBE) gehört zu den von Morgan Stanley bevorzugten Titeln im Cybersecurity-Bereich. Die Aktie hat 2022 etwa 13 Prozent an Wert verloren.
Die von Investing.com erfassten 12 Analysen sind ebenfalls wie Morgan Stanley nach wie vor positiv eingestellt. 9 Experten raten zum Kauf, drei halten die KnowBe4-Aktie für haltenswert. Nachdem viele Branchenexperten ihre Modelle zuletzt überarbeitet haben, liegt der durchschnittliche Zielpreis nun bei rund 31,25 Dollar - und damit mehr als 56 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.
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