Frankfurt (Reuters) - Europas Aktienbörsen haben am Donnerstag nur schwer eine Richtung gefunden.
Zum einen drückte die Aussicht auf ein Regierungsbündnis der Populisten in Rom die Börse in Mailand ein Prozent ins Minus. Zum anderen waren die Anleger in Frankfurt dank einer freundlichen Wall Street in Kauflaune. Der Dax kletterte bei mageren Umsätzen um 0,6 Prozent auf 13.022 Punkte und schloss damit so hoch wie zuletzt Ende Januar. Der EuroStoxx50 kam so gut wie nicht vom Fleck. An der Wall Street sorgten sinkende Inflationsängste für steigende Kurse. Zum europäischen Handelsschluss lag der Dow Jones 0,7 Prozent höher.
"Heute ist Feiertag, viele Anleger fehlen, die Umsätze sind mau", sagte ein Händler. "Da kann man kaum von einem Trend sprechen." Während in Frankfurt gehandelt wurde, blieben die Börsen in Wien und Zürich geschlossen. Aber auch hierzulande waren die Handelssäle weitgehend leer. Insgesamt bleibe die Stimmung angeschlagen, erklärte ein anderer Börsianer. Die Anleger fürchteten die geopolitischen Risiken nach dem Austritt der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Die Regierung in Teheran äußerte sich skeptisch über die Zukunft des Abkommens ohne die USA.
Viele bange Blicke richteten sich gen Süden. Die Anleger fürchten, in Rom könnte es zu einer Regierungskoalition aus der rechtsextremen Lega und der populistischen 5-Sterne-Bewegung kommen. Genau danach sah es am Donnerstag aus. Die beiden Parteien eint die Ablehnung der EU-Haushaltsregeln. Dies macht die Investoren angesichts des hohen italienischen Schuldenbergs nervös. Deutlich zu spüren war die Verunsicherung am Anleihemarkt.
EURO KURZ ÜBER 1,19 DOLLAR - ÖLPREISE STEIGEN WEITER
Am Euro perlte die Entwicklung in Rom weitgehend ab. Dazu trugen auch die US-Verbraucherpreise bei, die im Monatsvergleich weniger stark als gedacht stiegen, was die Spekulationen auf rascher als bisher erwartet steigende US-Zinsen dämpfte. Das belastete den Dollar und schob im Gegenzug den Euro auf 1,1946 Dollar von 1,1850 Dollar am Mittwochabend an. Bis zum Abend bröckelte die Gemeinschaftswährung aber wieder ab.
Die Aussicht auf neue US-Sanktionen gegen den Ölförderer Iran trieb den Ölpreis um ein Prozent auf 78 Dollar je Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent nach oben. Der Rohstoff war damit so teuer wie seit November 2014 nicht mehr.
UNICREDIT ÜBERZEUGT ANLEGER
Im Dax gab es am Donnerstag zahlreiche Dividendenabschläge unter anderem bei E.ON (DE:EONGn) und Adidas und daher einen sehr technisch geprägten Handel. Die Siemens-Aktien setzten auf ihr fast vierprozentiges Plus vom Mittwoch angesichts guter Quartalszahlen noch gut ein Prozent drauf. Im MDax machten die Titel von ProSiebenSat.1 nach ihrem neunprozentigen Kurssturz infolge der Enttäuschung über den Ausblick etwas Boden gut und zogen um 1,8 Prozent an.
In Mailand legte die HVB-Mutter UniCredit (MI:CRDI) ihren besten Jahresauftakt seit 2007 hin. Die Aktien gewannen rund zwei Prozent. Bergab ging es dagegen mit Enel (MI:ENEI): Der italienische Versorger enttäuschte die Anleger mit seinem Umsatz. Die auch im EuroStoxx50 gelisteten Papiere verloren drei Prozent.