Frankfurt (Reuters) - Neue Fusionsphantasie in den USA hat zum Wochenbeginn auch den Aktienanlegern in Europa Kauflaune gemacht.
Der Dax kletterte um 0,5 Prozent auf 10.761,17 Punkte und schloss damit so hoch wie noch nie in diesem Jahr. Der EuroStoxx50 gewann ebenfalls 0,5 Prozent. "Das könnte der Beginn einer Jahresendrally sein", sagte ein Händler. Allerdings verfehlte der deutsche Leitindex sein zeitweise erreichtes Zehn-Monats-Hoch von 10.820 Zählern. Dafür gebe es mitten in der Bilanzsaison und vor den US-Wahlen zu viele Unabwägbarkeiten, sagte ein Händler. An der Wall Street ging es mit den Kursen ebenfalls bergauf: Zum Handelsschluss in Europa lagen der Dow-Jones- und der S&P500-Index je 0,5 Prozent höher.
Während der Dax zu seinem im April 2015 aufgestellten Rekordhoch von 12.390 Punkte noch rund 13 Prozent entfernt ist, notieren Dow-Jones und S&P500 nur je etwa zwei Prozent unter ihren im August dieses Jahres erreichten Allzeithochs. Aktuell machten Händler die um sich greifende Fusionsphantasie für die Kursgewinne in New York verantwortlich. "Die Deals zeigen, dass die Unternehmen die Aussichten für die Wirtschaft positiv einschätzen, und das ist ermutigend", sagte Chefökonom Peter Cardillo vom Anlageberater First Standard Financial. Zum einen sind chinesische Investoren in den USA auf Einkaufstour. Zum anderen sorgte die geplante übernahme von Time Warner durch den Telekomriese AT&T für Furore. Zudem rechnen offenbar viele Börsianer mit guten Quartalszahlen.
AKTIENKURS VON SMA SOLAR SCHMILZT NACH PROGNOSESENKUNG DAHIN
In New York standen die Aktien von AT&T und Time Warner allerdings auf den Verkaufszetteln: Viele Börsianer vermuten, dass es ein weiter Weg bis zur Fusion der beiden Konzerne ist. So gibt es in der US-Politik Vorbehalte gegen den milliardenschweren Mega-Deal. Time Warner trat zudem Spekulationen über konkretes Kaufinteresse anderer Unternehmen entgegen. Beide Werte verloren je etwa zwei Prozent. Am Freitag hatten Spekulationen um die Fusion Time Warner um fast acht Prozent in die Höhe gehievt.
Hoch im Kurs standen die Aktien von T-Mobile US: Sie schnellten nach der Verdoppelung des Quartalgewinns um 7,8 Prozent in die Höhe auf ein Neun-Jahres-Hoch von 50,41 Dollar. Dies half auch den Aktien des Mutterkonzerns Deutsche Telekom (DE:DTEGn) auf die Sprünge, die 1,1 Prozent zulegte.
In Europa waren Finanzwerte gefragt. Der Branchenindex kletterte um 2,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fünf Monaten. Gefragt waren spanische Institute wie Santander und BBVA (MC:BBVA) mit Gewinnen von je mehr als drei Prozent. Mit der baldigen Regierungsbildung nach dem Einlenken der Sozialisten am Wochenende sinke auch das Ausfallrisiko für die Institute, sagte ein Händler. Deutsche Bank (DE:DBKGn) und Commerzbank (DE:CBKG) gehörten mit einem Plus von 1,8 und 3,2 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern.
Top-Favorit im EuroStoxx50 waren Philips (DE:PHI1) mit einem Plus von 4,4 Prozent. Der Siemens-Rivale hatte im dritten Quartal deutlich mehr verdient.
Lange Gesichter dagegen bei den Solartech-Werten: Mit der Senkung ihrer Prognose für das laufende Geschäftsjahr vergraulte SMA Solar seine Aktionäre. Die Aktien brachen um 13,3 Prozent ein. Schon am Freitagabend hatte der Bonner Rivale Solarworld wegen des Verfalls der Preise seine Prognose kassiert. Die in keinem der großen Indizes mehr gelisteten Aktien sackten um 6,8 Prozent ab.