Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf eine Lösung im Zollstreit zwischen den USA und China decken sich Anleger wieder mit europäischen Aktien ein.
"Zu viele Vorschusslorbeeren will aber niemand verteilen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Anleger wollen Lösungen und Fakten sehen." Dax und EuroStoxx50 legten am Dienstag jeweils etwa ein halbes Prozent auf 11.390 und 3208 Punkte zu. Der Euro verteuerte sich auf 1,1235 Dollar.
Einer chinesischen Zeitung zufolge könnte der Chef-Unterhändler des Landes bald nach Washington reisen, um das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping beim kommenden G20-Gipfel vorzubereiten.
Mit Spannung blickten Investoren außerdem auf die Verhandlungen über das Verhältnis Großbritanniens zur EU nach dem Brexit im kommenden März. Obwohl der Stand der Gespräche zunächst unklar blieb, verteuerte sich das Pfund Sterling um 0,4 Prozent auf 1,2893 Dollar. "Die Märkte scheinen zu übersehen, dass das Parlament voraussichtlich jede von Premierministerin Theresa May ausgehandelte Einigung zu Fall bringen wird", warnte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.
EU-FRIST IM HAUSHALTSSTREIT MIT ITALIEN LÄUFT AUS
Außerdem schielten Börsianer mit einem Auge nach Rom, wo die Regierung am Dienstag der EU Vorschläge für Änderungen an ihrem Haushalt für 2019 vorlegen sollte. Die Brüsseler Behörde dringt wegen der hohen Staatsverschuldung auf mehr Sparsamkeit. Trotz des drohenden Defizit-Verfahrens sei nicht mit einem Einlenken Italiens zu rechnen, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Wenn es die italienische Regierung jetzt schon nicht juckt, auf die Kritik der EU einzugehen, wird sie ein offizielles langwieriges Verfahren mit ungewissem Ausgang auch nicht beeindrucken." Vor diesem Hintergrund trennten sich einige Investoren von italienischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 3,505 von 3,448 Prozent.
NORDEX MIT KURSEINBRUCH - BAYER GEFRAGT
Bei den deutschen Aktienwerte sorgte Nordex (DE:NDXG) für Aufsehen. Die Papiere des Windkraftanlagen-Bauers brachen zeitweise um knapp 18 Prozent ein. Das ist der größte Kursrutsch seit eineinhalb Jahren. Preiskämpfe und maue Geschäfte drückten das Unternehmen in die roten Zahlen. Börsianer monierten außerdem einen Auftragseingang unter Markterwartungen. Im Sog der Nordex-Kursverluste gaben die Aktien des Rivalen Vestas (DE:VWS) bis zu 2,3 Prozent nach.
Die Titel von Bayer (DE:BAYGN) stiegen dagegen nach anfänglichen Verlusten um 1,2 Prozent. Die Zahlen des Pharma- und Agrarchemiekonzerns hätten vom starken Arzneimittel-Geschäft profitiert, schrieb Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe. In der Agrarchemie habe zwar der Umsatz leicht enttäuscht, dafür sei die operative Marge besser ausgefallen als erwartet.
In London gewannen die Papiere von Vodafone (LON:VOD) 7,4 Prozent und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit mehr als fünf Jahren zu. Der britische Mobilfunker will in den kommenden drei Jahren mehr als eine Milliarde Euro einsparen. Es sei aber unklar, ob es sich dabei um einen Brutto- oder Nettobetrag handele, betonte Analyst Jerry Dellis von der Investmentbank Jefferies.