Frankfurt (Reuters) - Europas Börsianer verlieren bei geringen Umsätzen im Sommerloch den Glauben an einen Ausweg aus der Corona-Krise nicht.
Die Zusicherung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, erneute Grenzschließungen und einen zweiten Lockdown vermeiden zu wollen, sei eine Beruhigungspille für die Börsen, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. “So könnte der wirtschaftliche Worst-Case zumindest vermieden werden.” Dax und EuroStoxx50 schafften am Freitag ein kleines Plus von 0,3 Prozent auf 12.873 beziehungsweise 3281 Punkte.
Anzeichen, dass die Wirtschaftserholung wieder an Schwung verliert, dämpften jedoch die Kursgewinne. Die Einkaufsmanagerindizes liegen für August zwar noch über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, aber unter den Werten vom Juli. Die Daten bestätigten das Bild, dass nun eine Phase schwächeren Wachstums einsetze, sagte Martin Moryson, Chefvolkswirt für Europa bei der Vermögensverwaltung DWS. “Zugleich zeigen die Zahlen auch noch einmal, dass der EU Rettungsfonds seine Berechtigung hat. Nicht zuletzt durch dessen Unterstützung erwarten wir, dass die Wirtschaft der Eurozone ihr Vorkrisenniveau bereits Mitte 2022 wieder erreichen wird.”
Das lastete auch auf dem Euro, der zum Dollar 0,4 Prozent auf 1,1810 Dollar verlor. Für den Devisenmarkt sei das Tempo des Konjunkturaufschwungs zwar nicht irrelevant, sagte Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank (DE:CBKG). Entscheidender sei aber das Ausmaß der noch zu erwartenden Erholung. “Wieviel bleibt als langfristiger Effekt des Corona-Einbruchs? Darum geht’s eigentlich.”
Am Rohstoffmarkt verbilligte sich Rohöl um 0,5 Prozent auf 44,70 Dollar, steuert aber weiter auf den dritten Wochengewinn in Folge zu. Belastet wurden die Preise von der Aussicht auf ein geringeres Wachstum. Die Bemühungen mehrerer Opec-Staaten, die Förderung zu drosseln, verhinderten jedoch größere Verluste.
NASDAQ VERHILFT TECHWERTEN ZU PLUS
Aufwärts ging es für Technologiewerte wie Infineon (DE:IFXGn) mit einem Plus von 1,3 Prozent oder SAP (DE:SAPG) mit plus 0,8 Prozent. Sie profitierten von den positiven Vorgaben aus den USA: Dort hatte der Nasdaq-Index am Donnerstag ein Rekordhoch markiert. Vor allem die großen Techfirmen wie Amazon (NASDAQ:AMZN), Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Facebook (NASDAQ:FB) sind Grund für die Erholung an den US-Börsen nach dem Kollaps vom März.
Die Aktien des niederländischen Online-Bezahldienstes Adyen notierten dagegen 3,5 Prozent schwächer, nachdem mehrere Spitzenmanager sich von jeweils 15 Prozent an dem Unternehmen getrennt hatten. Die Aktien des Unternehmens sind seit dem Börsengang vor etwas mehr als zwei Jahren um mehr als 500 Prozent gestiegen.
In Frankfurt schafften die Wirecard-Aktien an ihrem letzten Handelstag in der ersten Börsenliga ein Plus von 4,2 Prozent. Der Zahlungsdienstleister steckt in einem milliardenschweren Betrugsskandal und musste Insolvenz anmelden. Die Deutsche Börse hat nun ihre Regeln geändert, um das Unternehmen aus dem Dax ausschließen zu können. Nachfolger wird Delivery Hero (DE:DHER).