Wenn du an die Mobilität der Zukunft denkst, was hast du dann vor Augen? Fliegende Taxis? Hyperloops? Tunnelsysteme von Elon Musks Boring Company? Oder sogar Teleportation?
Ganz so weit wollen wir heute nicht gehen. Trotzdem habe ich zwei sehr spannende Unternehmen für dich, die daran tüfteln, wie unser Straßen- und Luftverkehr in fünf, zehn oder mehr Jahren aussehen könnte: die Bertrandt AG (WKN: 523280) und die init SE (WKN: 575980). Sehen wir uns mal genauer an, warum diese Unternehmen so interessant sind!
Was macht Bertrandt? Bertrandt ist ein global tätiger Entwicklungsdienstleister und arbeitet unter anderem für Unternehmen aus der Automobil- und der Luftfahrtindustrie. In der Kundenliste von Bertrandt finden wir bekannte Namen wie Airbus, BMW, Ford, Siemens und viele weitere mehr. Wie du siehst, hat Bertrandt sich eine sehr breite Kundenbasis aufgebaut.
Diese Unternehmen arbeiten bei ihrer Forschung und Entwicklung mit Bertrandt zusammen – bei allen Fragen von der Karosserie über die Elektronik bis hin zum Fahrwerk. Darüber hinaus stellt Bertrandt noch Simulations-, Versuchs- und weitere Dienstleistungen zur Verfügung, die das Rundum-Sorglos-Paket abrunden.
Im Gegensatz zu unseren deutschen Autoherstellern, die mit all den Trends und Veränderungen in der Branche – E-Mobilität, Autonomes Fahren, Vernetzung – eher zu kämpfen haben, spielen diese Entwicklungen Bertrandt direkt in die Karten: Denn Bertrandt ist am Ende das Unternehmen, das von den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Autohersteller große Aufträge bekommt: Nach Angaben von Bertrandt stiegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung der deutschen Autohersteller von 22 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 39 Mrd. Euro 2016.
Da ist es kein Wunder, dass auch Bertrandts Umsatz in den letzten Jahren gut zulegen konnte: Im Geschäftsjahr 2012/2013 wurden noch 782 Mio. Euro erzielt, 2016/2017 waren es schon 992 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) konnte diese Entwicklung nicht mitmachen: Eine Umsatzschwäche im letzten Jahr sorgte dafür, dass die EBIT-Marge auf nur noch 6,3 % zusammenschmolz, nachdem 2012/2013 noch 10,4 % erzielt wurden.
Bertrandt führt die Umsatzschwäche auf den allgemeinen Preisdruck in der Branche sowie Verzögerungen bei der Vergabe von Forschungs- und Entwicklungsaufträgen zurück. An den langfristigen Wachstumstreibern hat sich also nichts getan.
Die Bilanz sieht mit einer Eigenkapitalquote von 48,3 % solide aus. Die kurzfristigen Vermögenswerte übersteigen die kurzfristigen Verbindlichkeiten um mehr als das Doppelte, sodass man sich hier keine Sorgen über mögliche Zahlungsprobleme machen muss.
Die Aktie ist auf Basis des Schlusskurses vom 12. Oktober 2018 und den Gewinnerwartungen von 2017/2018 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,7 bewertet. Sollten die Gewinnmargen des Unternehmens wieder anziehen, könnte die Aktie davon mittelfristig profitieren. Langfristig sollten die genannten Wachstumstreiber für weiteres Unternehmenswachstum sorgen können.
Und was macht init? init (kurz für Innovation in Traffic Systems) entwickelt Software- und Hardwarelösungen für den öffentlichen Personennahverkehr. Das Unternehmen hat sich dabei bereits gut als Marktführer etabliert und festigt diese Position weiter: Durch eine kürzliche Übernahme werden nun 60 % der Ticketkäufe des ÖPNV in Deutschland über init abgewickelt. Beim Handy-Ticketing sind rund 50 deutsche Städte Kunden von init.
Das Unternehmen hat vier Wachstumstreiber identifiziert, die in Zukunft für weiteres Unternehmenswachstum sorgen sollen:
- mehr Nachfrage nach ÖPNV durch zunehmende Urbanisierung
- zunehmende Bedeutung des ÖPNV aufgrund von Klimaschutzzielen
- Smart Citys als Schlüssel zur Mobilität von morgen
- die Expansion nach Nordamerika und Asien-Pazifik mit guter Marktstellung
Der Gründer und CEO von init – der im Übrigen 42,7 % der init-Aktien selbst hält, was sehr positiv zu bewerten ist – bestätigte in einem Interview, dass Wachstumsraten von über 10 % in den nächsten Jahren möglich seien. In fünf Jahren sei ein Umsatz zwischen 200 Mio. und 250 Mio. Euro möglich. In den letzten fünf Jahren konnte init zumindest ein Umsatzwachstum von 6,1 % erzielen, der Umsatz im Geschäftsjahr 2017 lag bei 130,6 Mio. Euro.
Das Geschäft ist zu 41,5 % mit Eigenkapital finanziert und die kurzfristigen Vermögenswerte sind um knapp 60 % höher als die kurzfristigen Verbindlichkeiten – auch inits Bilanz sieht also solide aus.
Analysten erwarten laut Marketscreener für 2018 ein Ergebnis je Aktie von 0,71 Euro. Auf Basis des Schlusskurses vom 12. Oktober 2018 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,7. Das mag hoch klingen, doch wir sollten nicht vergessen, dass init noch gutes Wachstum vor sich zu haben scheint. Außerdem haben sich die vielen Übernahmen in letzter Zeit negativ auf die Margen ausgewirkt. Sollten also auch noch die Gewinnmargen ansteigen, könnte das Unternehmen sehr schnell in seine Bewertung hineinwachsen.
Bertrandt und init – ähnlich spannend! Beide Unternehmen profitieren von den großen Umbrüchen in der Mobilität – das eine Unternehmen beim Auto, das andere Unternehmen im öffentlichen Nahverkehr. Beide haben im Moment etwas mit Margendruck zu kämpfen, verfügen jedoch über ausreichend solide Bilanzen, um das verkraften zu können.
Sowohl Bertrandt als auch init haben interessante Wachstumstreiber auf ihrer Seite und das Potenzial, in Zukunft höhere Umsätze und steigende Margen zu erzielen.
Wer in die Zukunft der Mobilität investieren möchte, sollte sich daher nicht nur die bekannten Aktien von Elektroautoherstellern ansehen. Auch diese beiden deutschen Unternehmen könnten einen Blick wert sein.
Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt BMW, Ford und init.