Berlin (Reuters) - Der britische Billigflieger Easyjet (LON:EZJ) will nach der Air Berlin-Pleite sein Engagement in der deutschen Hauptstadt deutlich ausweiten.
Die Zahl der Passagiere soll 2018 um 60 Prozent auf 5,6 Millionen steigen, sagte der neue Konzernchef Johan Lundgren am Dienstag vor Journalisten in Berlin. "Heute ist ein Meilenstein in der Geschichte unserer Firma." Zum Start der Sommersaison seien die Briten die Nummer Eins in der Hauptstadtregion - die Airline fliege mehr als 100 Strecken von Berlin-Tegel und Schönefeld. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller sprach von einem wichtigen Schub für Berlin als Wirtschaftsstandort.
Easyjet hat Unternehmensteile der insolventen Air Berlin für 40 Millionen Euro übernommen und will langfristig bis zu 25 Maschinen in Tegel betreiben. Anfang Januar flog Easyjet erstmals vom innenstadtnahen Airport aus und macht seitdem vor allem Platzhirsch Lufthansa (DE:LHAG) Konkurrenz mit innerdeutschen Strecken. Lundgren sagte, dass Easyjet bereits 140 ehemalige Air-Berlin-Mitarbeiter übernommen habe und viele weitere im Aufnahmeverfahren seien. Geplant sei die Übernahme von insgesamt bis zu 700 Crew-Mitgliedern.
EASYJET: ÜBERGANGSZEIT BEIM BREXIT FÜR LUFTFAHRT WICHTIG
Easyjet kündigte ferner an, sein Worldwide-Programm um Tegel und weitere Flughäfen auszubauen. Damit können Passagiere künftig Anschlussflüge auch mit Partnerairlines buchen, die vor allem Langstreckenverbindungen anbieten. Hier sei man auch in Gesprächen mit Fluggesellschaften im Mittleren und Nahen Osten.
Mit Blick auf den EU-Austritt Großbritanniens begrüßte Lundgren die Einigung zwischen der EU und der Regierung in London auf eine Übergangszeit. Dies gebe den Firmen Zeit, sich besser der Situation anzupassen. "Wir sind zuversichtlich, dass es auch einen Deal zur Luftfahrt geben wird", sagte der Schwede und Ex-TUI-Manager zu Reuters TV. Dies sei wichtig nicht nur für die Branche, sondern auch für die gesamte Wirtschaft.
Lundgren rechnet künftig mit weiteren Übernahmen und Fusionen in der Luftfahrt. "Es ist immer noch ein recht fragmentierter Markt." Easyjet wappne sich für den Fall, dass Übernahmegelegenheiten aufkommen. Der Billigflieger sei weiter am Kurzstrecken-Geschäft der insolventen Alitalia interessiert, betonte Lundgren. Er sitzt seit Dezember im Cockpit von Easyjet.