Frankfurt (Reuters) - Am Wahltag in den USA haben sich Europas Anleger mit Aktien eingedeckt.
Für Kauflaune sorgte ferner die Hoffnung auf weitere Konjunkturstützen, um die Folgen der neuerlichen Einschränkungen in vielen europäischen Ländern im Kampf gegen das Coronavirus abzumildern. In Frankfurt legte der Dax am Dienstagvormittag zwei Prozent zu und schaffte es über die Marke von 12.000 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 2,1 Prozent auf 3082 Zähler. “Derzeit wettet der Markt auf einen Sieg des Demokraten Joe Biden”, sagte Christian Stocker, Stratege bei der UniCredit (MI:CRDI). Viele Börsianer setzen darauf, dass unter einem US-Präsidenten Biden sich die Beziehungen zwischen den USA und Europa wieder verbessern.
“Klare Mehrheiten wären das Beste, was den Börsen passieren könnte, wobei die Demokraten aufgrund ihres Willens zur hohen Neuverschuldung für neue Konjunkturprogramme zumindest kurzfristig von den Anlegern bevorzugt werden dürften”, äußerte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. “Ein Wahlergebnis, das wochenlange Unsicherheit mit sich bringt oder auch eine potenzielle gegenseitige Blockade im Kongress, wäre eher nachteilig für die weitere Börsenentwicklung.”
UNSICHERHEIT AM DEVISENMARKT - DOLLAR UNTER DRUCK
Am Devisenmarkt stand dagegen die Unsicherheit im Mittelpunkt. Der Dollar wertete ab. Der Euro stieg 0,5 Prozent auf 1,1697 Dollar. Das endgültige Wahlergebnis könnte erst später als erwartet vorliegen und von Amtsinhaber Donald Trump angezweifelt werden, sagte Antje Praefcke, Devisenanalystin bei der Commerzbank (DE:CBKG). “Auch sind Ausschreitungen in den USA nicht auszuschließen, die den Markt dazu veranlassen könnten, den Dollar zu verkaufen.”
Die neuerlichen Einschränkungen in vielen europäischen Ländern im Kampf gegen das Coronavirus rückten dagegen in den Hintergrund. “Auch wenn Covid-9 die Konjunktur wieder abkühlen dürfte, wissen die Börsen nun anders als im Frühjahr, womit sie es zu tun haben”, sagte Timo Emden, Analyst bei Emden Research. Er verwies darauf, dass derzeit Leerverkaufspositionen aufgelöst würden von vielen Investoren, die nach dem Kursrutsch der vergangenen Woche auf weiter fallende Notierungen gewettet und nun bemerkt hätten, dass sie auf dem falschen Fuß erwischt worden seien.
Auch am Ölmarkt ging es kräftig aufwärts. Der Preis für ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent schnellte um 3,6 Prozent nach oben auf 40,38 Dollar, leichtes US-Öl verteuerte sich um 3,9 Prozent auf 38,26 Dollar. Hier seien ebenfalls Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt worden, die auf einen weiteren Rückgang der Preise gewettet hatten und nun ihre Positionen wieder glattstellen müssten, sagte Tamas Varga, Experte beim Öl-Brokerhaus PVM. “Es wäre verlockend, festzustellen, dass die Erholung nach dem Kursrutsch der vergangenen Woche nun Fahrt aufnimmt, aber das ist schlichtweg kein plausibles Szenario.”
BAYER IM MINUS - GLYPHOSAT-VERGLEICH WIRD WOHL TEURER
Schlusslicht im Dax waren die Bayer-Aktien mit einem Abschlag von bis zu 2,8 Prozent. Milliardenschwere Abschreibungen im Agrargeschäft brockten dem Unternehmen im abgelaufenen Quartal einen Verlust ein, zudem wird der Glyphosat-Vergleich wohl noch teurer. Die Experten von Credit Suisse (SIX:CSGN) verwiesen darauf, dass die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt wurde, was auf eine Erholung im Schlussquartal schließen lasse.
Mit einem Aufschlag von bis zu 6,6 Prozent standen die Aktien der Bank BNP Paribas (DE:BNPP) an der Spitze des Pariser Leitindex. Das französische Institut profitierte vom Investmentbanking und erwirtschaftete im dritten Quartal mehr Gewinn als erwartet.