Frankfurt, 03. Mrz (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) will größere Mitspracherechte bei der Aufsicht über Wertpapier-Abwickler in der EU, sollten diese Geschäfte nach dem Brexit verstärkt in die Ländergemeinschaft umsiedeln. Die gegenwärtige Aufsichtsstruktur sei für ein solches Szenario nicht angemessen, sagte EZB-Direktor Fabio Panetta am Mittwoch auf einer virtuellen Veranstaltung in Frankfurt. Denn die Rollen der europäischen Börsenaufsicht ESMA und der EZB seien momentan begrenzt. Es sei dann aber wesentlich, dass EU-Behörden Clearing-Geschäfte kontrollierten, die für die EU zentral und für die Geldpolitik entscheidend seien.
Clearinghäuser kümmern sich um die Abrechnung und Abwicklung von Wertpapiergeschäften und stehen zwischen Verkäufer und Käufer. Sie sind einem hohen Risiko ausgesetzt, falls eine Partei im Handel ausfällt und gelten deshalb als riskant für das Finanzsystem. Im schlimmsten Fall müssten Steuergelder herangezogen werden. Deshalb drängen Aufseher darauf, dass Geschäfte mit EU-Kunden auch in der EU stattfinden. Zuletzt hatten britische Clearinghäuser beispielsweise das Geschäft mit der Abwicklung von auf Euro lautenden Finanzderivaten dominiert.
Im September hatte die EU-Kommission den britischen Clearinghäusern den Zugang zur EU für 18 Monate ab Januar genehmigt. In dieser Zeit sollten Marktteilnehmer ihr übergroßes Engagement mit britischen Häusern verringern. Clearing-Häuser in der EU könnten in der Zwischenzeit Kapazitäten aufbauen. Bis Juni 2022 soll auch entschieden werden, ob britischen Abwicklern weiter Marktzugang gewährt werden soll.
Panetta wies darauf hin, dass sich Investoren bereits auf die Veränderungen nach dem Brexit einstellen würden. So sei der Handel von auf Euro lautenden Aktien von London nach Amsterdam oder Paris abgeflossen. Zudem werde erwartet, dass der Handel mit EU-Carbon-Contracts von der britischen Finanzmetropole nach Amsterdam abwandere.