Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf frischen Wind für die europäische Konjunktur kehren Anleger in die heimischen Aktienmärkte zurück.
Die nahende US-Präsidentschaftswahl und das anhaltende Hickhack um den Brexit dämpften die Kauflaune allerdings. Dax und EuroStoxx50 stiegen am Montag um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 12.941 und 3266 Punkte.
Mut machten Investoren chinesische Konjunkturdaten, obwohl die dortige Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal mit plus 4,9 Prozent hinter der Markterwartung von 5,2 Prozent zurückblieb. “Chinas Wirtschaft ist bei weitem nicht in Topform”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. “Aber sie erholt sich solide.” Vor diesem Hintergrund gewannen die Aktien von Luxusgüter-Herstellern wie LVMH (PA:LVMH), Hermes oder Richemont (SIX:CFR), für die China ein wichtiger Absatzmarkt ist, bis zu ein Prozent.
Ein weiterer Stimmungsaufheller waren eine Reihe positiver Firmenbilanzen: So bescherte die starke Nachfrage von Krankenhäusern Philips (DE:PHI1) einen überraschend großen operativen Gewinnsprung von 32 Prozent auf 769 Millionen Euro. Die Aktien der Medizintechnikfirma stiegen in Amsterdam um bis zu 4,8 Prozent.
In Paris gewannen die Titel von Danone zeitweise knapp drei Prozent. Die Quartalsergebnisse hätten weitgehend im Rahmen der Erwartungen gelegen, kommentierte Analyst Martin Deboo von der Investmentbank Jefferies. Die Überprüfung der Geschäftsbereiche und internen Reformen seien Schritte in die richtige Richtung. Positiv sei außerdem, dass der Anbieter von “Evian”-Wasser wieder Geschäftsziele formuliere.
Gefragt waren auch die Papiere von Julius Bär, die sich in Zürich um fünf Prozent verteuerten. Dank steigender Zuflüsse von Kundengeldern und gesenkter Kosten verbesserte der Vermögensverwalter seine Ertragskraft. Außerdem komme das Institut bei der Umsetzung seiner strategischen Ziele schneller voran als gedacht, lobte ein Börsianer.
KOMMT EIN US-KONJUNKTURPAKET? - UNENDLICHES BREXIT-DRAMA
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussionen um ein neues US-Konjunkturpaket scheuten Investoren allerdings größere Engagements am Aktienmarkt. Die von Demokraten und Republikanern demonstrierte Einigungsbereitschaft sei nichts als ein Lippenbekenntnis, kritisierte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Sie diene dazu, der jeweils anderen die Schuld für ein Scheitern der Verhandlungen in die Schuhe zu schieben.
Gleichzeitig sind vor einer neuen Verhandlungsrunde die Fronten im Streit um die künftigen Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU verhärtet. “Die Zeit läuft aber ab”, warnte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn). “Bis Anfang November muss eine Vereinbarung stehen, damit sie rechtzeitig in Kraft treten kann und weitere negative Auswirkungen auf die Wirtschaft vermieden werden.”
Pfund-Anleger blieben davon zunächst aber unbeeindruckt. Die britische Währung verteuerte sich um jeweils ein halbes Prozent auf 1,1287 Dollar und 1,1072 Euro. “Der Devisenmarkt spiegelt damit eine Dynamik wider, die wir aus dem Handelskonflikt zwischen den USA und China kennen”, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. “Solange die beiden Konfliktparteien noch miteinander reden, bleibt alles möglich.”
Vor diesem Hintergrund und angesichts der steigenden Coronavirus-Infektionszahlen flüchteten einige Anleger in den “sicheren Hafen” Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1908,94 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).